Faktencheck ORF Geldanlagen in der Krise
Gute Tipps, ein kleiner Fehler
- Zuerst Notgroschen anlegen (3-5 Gehälter)
- Nicht alle Eier in einen Korb legen (Risikoverteilung)
- Einen kleinen Teil in Gold anlegen (nicht mehr als 5, max. 10 %)
- Zinsen können Inflation nicht mehr ausgleichen
- Aber: Bausparen nicht immer attraktiv
Insgesamt ein guter Artikel. Der Finanzexperte der Arbeiterkammer gibt gute generelle Tipps, wie man sein Geld für Krisenfälle gut verteilt, bzw. welche Dinge man beim Vorsorgen überhaupt beachten sollte.
Denn die nächste Krise kommt bestimmt, auch wenn man nicht weiß, wann. Es hat sich nur ein kleiner Fehler eingeschlichen, der häufig vorkommt, und den Bausparer etwas weniger attraktiv macht.
Was sagen die Daten?
Im ORF-Artikel vom 2. April 2022 lobt der AK-Finanzexperte auch den Bausparer, besonders die 1,5 %
Hier konkret der Absatz zum Bausparer aus dem ORF Artikel:
Ein Bausparvertrag, der auf sechs Jahre läuft, sei in Zeiten niedriger Zinsen durchaus attraktiv, so Prantner. Wer monatlich 100 Euro einzahlt, erhält – bei der derzeitigen staatlichen Prämie von 1,5 Prozent – jährlich 18 Euro ausbezahlt. „1,5 Prozent nach einer Laufzeit von sechs Jahren sind für eine Einzahlung durchaus attraktiv. Das findet man bei Giro- oder Sparkonten nicht“, so Prantner.
Ist der Bausparer wirklich noch attraktiv?
Bausparer „1,5 % nach einer Laufzeit von sechs Jahren sind für eine Einzahlung durchaus attraktiv”
Christian Prantner 02.04.2022 ORF
Faktencheck durch fynup:
Bausparer nachgerechnet
- Laufzeit 6 Jahre
- Einzahlung € 100,00 monatlich
- Keine Einmalzahlung
- 2,00% angenommene Ø Marktrendite
Rechnen wir genau nach und sehen uns die Auswirkungen in der fynup Gewinn-Verlust-Grafik an. Diese zeigt auf der Nulllinie die Einzahlungen über die Laufzeit – alles darüber ist Gewinn.
Was gleich auffällt: Im Artikel wurden 1,5 % erwähnt, jedoch in der Berechnung beträgt der Gewinn nur rund 0,5 % – woran liegt das?
Ein häufiger Fehler
Der Abweichung liegt ein sehr weit verbreitetes Missverständnis zugrunde. Die Prämie von 1,5 % bezieht sich nur auf die in dem jeweiligen Jahr getätigte Einzahlung – nicht auf das gesamte bis dahin angesparte Kapital.
In der Zinseszinsrechnung bleiben auf 6 Jahre gerechnet daher nur mehr rund 0,5 % übrig. Folgt Bausparer auf Bausparer verstärkt sich dieser negative Effekt.
Mit der Inflation gerechnet
Zusätzlich sieht man in der Berechnung noch den Inflationsberg bei 2 % Inflation (Ziel der EZB). Bezwingt die Entwicklung deiner Vorsorge diesen Berg nicht, bekommst du real weniger Geldwert heraus, als du einbezahlt hast.
Bei € 100 monatlich hast du nach 6 Jahren € 7.200 einbezahlt. Du müsstest über € 450 Gewinn machen, damit der Wert deines Geldes erhalten bleibt. Dein Gewinn liegt aber nur knapp über € 100 – das würden wir nicht als „durchaus attraktiv” bezeichnen.
Ein Realwert-Verlust
Für mittel- bis langfristige Vorsorge (ab 15 Jahren) ist ein Bausparer nicht geeignet. Die oft verkaufte Methode mehrere Bausparer hintereinander abzuschließen, verstärkt den negativen Effekt, wie diese Analyse beweist.
Ein Bausparvertrag ist zwar etwas attraktiver, als ein Sparbuch oder Sparkonto – das Geld ist jedoch tatsächlich 6 Jahre gebunden. Solltest du das Geld früher brauchen, musst du mit hohen Gebühren rechnen.
Daher immer nachrechnen
Diese kleine Beispiel zeigt perfekt, wie wichtig es ist, immer genau nachzurechnen – am besten vor der Unterschrift. Selbst bei so erfahrenen Finanz-Experten, können sich kleine Fehler einschleichen, die jedoch langfristig starke Auswirkungen haben.
Sogar Profis wie VKI, Verbraucherschutzverein, Konsumentenanwälte und – kaum zu glauben – Versicherungsgesellschaften selbst, nutzen die Technik von fynup genau für diese Zwecke. Das kannst du auch, sogar kostenlos.
Fazit: Ja, aber!
- Gut, wenn du das Geld genau in 6 Jahren brauchst
- Bausparer langfristig ungeeignet
- Nie mehrere Bausparer hintereinander zur Vorsorge
- Auswirkung der Inflation verstehen (Realwert-Verlust)
- Immer nachrechnen – vor der Unterschrift
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