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                            Wenn der Goldpreis steigt, bin ich dabei, und wenn er fällt, nicht.
 Es ist wirklich eine sehr, sehr bunte Welt, wenn man es so sagen möchte. Es gibt ganz, ganz viele Zertifikate.
 Nachdem das jetzt so stark und massiv vertrieben wird, gehe ich davon aus, dass es für die Banken ein gutes Geschäft ist. Und es klingt auch... sehr vielversprechend. Du bist nur bei den positiven Sachen dabei.
 Keine einfachen Finanzprodukte.
 Welche Vorteile bringen diese Investmentzertifikate dann für Privatanleger? Aus der Veranlagungspraxis. Hallo, mein Name ist Michael und ich stelle stellvertretend für euch naive Fragen zum Thema Geld und Geldanlage. Und unser Finanzprofi Marcel liefert schlaue Antworten aus der Praxis.
 Ich versuche es zumindest, damit dir mehr Geld bleibt.
 Wir arbeiten beide für fynup, den Marktvergleich für Geldanlage in Österreich. Wir haben also den Einblick und den Überblick über den Markt. Und unser Thema heute sind Zertifikate, Investmentzertifikate. Was sind Investmentzertifikate überhaupt? Es fällt mir auf, bei klassischen Vertriebssystemen, Banken etc., poppt immer mehr die Werbung für Investmentzertifikate verschiedenster Art auf. Was ist das überhaupt?
 Und zwar ganz, ganz wichtig, es sind keine einfachen Finanzprodukte. Warum sage ich das gleich dazu? Weil es einfach eine Folge auch wird, die vielleicht etwas Vorwissen erfordert oder auf jeden Fall, wenn man darin investieren möchte, dass man sich Zeit dafür nimmt.
 Das klingt schon jetzt kompliziert. Glaubst du, es wird eine komplizierte Folge? Oder wird es doch spannend, weil wenn man wissen will, was ein Zertifikat ist, kriegt man ein bisschen Ahnung und ein Gefühl dafür?
 Es geht vor allem um die Basics und das ist wirklich eine sehr, sehr bunte Welt, wenn man es so sagen möchte. Also Zertifikate gibt es ganz, ganz viele. Es sind eben strukturierte Finanzprodukte. Das heißt, ich habe einmal einen Basiswert. Der Basiswert kann alles Mögliche sein. Das kann Gold sein, das kann eine Aktie sein, das kann ein Index sein, also etwas, was einen Markt abbildet. Das kann eine Anleihe sein. Und ich habe ein Produkt eben auf diesem Basiswert. Und ich bin nur an der Wertentwicklung beteiligt, habe aber den Basiswert selbst nicht. Ein einfaches Beispiel wäre zum Beispiel eben irgendein strukturiertes Finanzprodukt, also ein Zertifikat zum Beispiel. Am Goldpreis und ich partizipiere jetzt vielleicht in beide Richtungen, vielleicht nur in eine Richtung, je nachdem wie das Zertifikat ausgestaltet ist.
 Ich kann in verschiedene Richtungen partizipieren. Das heißt, wenn der Goldpreis steigt, bin ich dabei und wenn er fällt, nicht. Oder wie geht das?
 Allerdings, wenn du wahrscheinlich die Möglichkeit hast, dass du nur bei steigenden Kursen dabei bist, dann bist du sicher nicht zu 100 Prozent. Bei den steigenden Kursen dabei. Das heißt, wenn dann Garantien mit ins Spiel kommen, dann kosten natürlich die Garantien was. Das Wichtige einmal in der Unterscheidung per Zertifikat ist sicher, ich kaufe mir das ganze Ding nicht, in das ich investiert bin, sondern ich habe Druck darauf, dass mir die Wertentwicklung dieses Dings, also Basiswertes, abbildet.
 Also heißt das auf gut Deutsch, wenn das jetzt ein Basiswert, sagen wir mal, wenn das Gold ist, habe ich das Gefühl, ich investiere in Gold. Ich investiere auch in Gold, aber ich investiere nicht direkt in Gold, wenn ich das richtig verstehe, sondern in ein Zertifikat, vielleicht heißt es irgendein Name, das sagt, du investierst in gewisser Form in Gold. Aber es gehört mir nicht.
 Es gehört dir nicht. Nein, nein, das ist ganz, ganz wichtig, die Unterscheidung. Das heißt wirklich nur wieder an den Preisdifferenzen partizipierst du. Du hast eine Gegenpartei, das ist in dem Fall einfach der Emittent, die Bank. Und je nach Vereinbarung des Zertifikats kannst du an 100% der Preisveränderung beteiligt sein. Du kannst nur an den positiven und negativen beteiligt sein. Du kannst auch Hebel einbauen lassen. Das heißt, du möchtest überproportional an der Kursveränderung sowohl positiv als auch negativ beteiligt sein. Das heißt nichts anderes, wenn der Kurs zum Beispiel um 10% steigt, würde sich... dein Zertifikat zum Beispiel um 20% verändern, also auch steigen, wenn du auf steigende Kurse, also mit einem Long Call, dass wir jetzt vielleicht mal ein paar Begrifflichkeiten hernehmen, einfach auf steigende Kurse gesetzt hast, kannst du da auch überproportional beteiligt sein.
 Also es ist wirklich wie komplexere Finanzinstrumente, du hast das auch gesagt, es ist ein komplexeres Instrument und es klingt auch, sehr vielversprechend. Du bist nur bei den positiven Sachen dabei und du kannst Hebel setzen. Aber wir wissen ja aus allen anderen Finanzprodukten, Hebel und solche Sachen gibt es ja auch bei Aktien und Krypto etc. Wenn man solche komplexeren Dinge einsetzt, braucht es sehr viel Fachwissen, sonst wird es sehr schnell sehr gefährlich meistens. Also es kommt immer mit einem Pferdefuß. Je vielversprechender, desto höher.
 Nein, das stimmt absolut. Man muss halt auch wieder beide Parteien bei so einem Vertrag sehen, also den Anleger und den Emittenten. Und ich gehe mal davon aus, dass sehr, sehr viel Know-how in der Branche ist, dass jetzt die Zertifikate nicht immer sofort den Konsumenten in einer Kurssteigerung besser stellen. Also die sichern sich natürlich auch gut ab. Das Ganze ist im Hintergrund ja auch schon prognostiziert oder versicherungsmathematisch folgt es sich. Wir sind ja oft bei Versicherungsprodukten. In dem Fall finanzmathematisch eben berechnet, was die Wahrscheinlichkeiten für unterschiedliche Outcomes sind. Und das lässt man sich natürlich auch vergüten. Das heißt, Zertifikate gehen wie alle anderen Finanzprodukte mit Kosten einher. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst einen besseren Einblick hat wie vielleicht eine riesige Bank und somit sich wirklich den Vorteil wissentlich, jetzt bekomme ich es raus, durch ein Zertifikat sichern kann, ist natürlich extrem schwer. Und es verlangt einiges an Know-how.
 Okay, also man kann sagen, wenn du nur in das Positive, also in den Kursanstieg, wenn du nur da partizipierst mit deinem Zertifikat, dann wird dir ein Risiko abgenommen. Und diese Risikoabnahme, also diese Versicherung gegen dieses Risiko sozusagen, im übertragenen Sinne, das kostet was. Das wird meistens bezahlt, egal ob du es brauchst oder nicht. Wie bei einer Versicherung, du zahlst dafür.
 Genau, und da gibt es meistens zwei sehr einfache Wege. Entweder sind es tatsächliche Produktkosten oder ich partizipiere einfach an den Gewinnsteigerungen weniger stark. Ich bin zum Beispiel nur an 50% der Gewinne beteiligt.
 Gibt es beides, wenn ich jetzt so frage, weil es klingt schon so verdächtig, dass es gleichzeitig hohe Kosten sind und...
 Ich gehe davon aus, dass es weltweit alle Variationen dessen gibt. Es gibt da in Österreich sicher beides, Garantie plus geringere Beteiligung an der Kurssteigerung oder eben Kursschwankung. Und die Frage ist einfach, welcher Nutzen für einen Anleger dahinter steht. Weil in vielen Fällen natürlich das für Anleger sehr, sehr angenehm klingt. Ich kaufe mir jetzt ein Produkt, ich habe vielleicht eine hundertprozentige Kapitalgarantie. Das heißt, ich bekomme das, was ich investiert habe, wieder raus. Und zusätzlich bekomme ich noch Gewinne, wenn der Markt gut läuft.
 Das klingt doch gut.
 Ja, das ist die goldene Truhe am Ende des Regenbogens, was natürlich jeder sucht. Aber das ist natürlich auch ein kalkuliertes Risiko. Das heißt, vor allem das Finanzwesen ist sehr, sehr mathematisch. Das heißt, da reden wir überall von kalkulierten Risiken. Und dem sollten sich beide Parteien bewusst sein.
 Okay, und das ist... Nachdem das jetzt so stark und massiv vertrieben wird, gehe ich davon aus, dass es für die Banken ein gutes Geschäft ist.
 Ich muss sagen, ich habe vor der Folge geschaut, ob ich irgendwelche Zahlen dazu finde, weil ich es auch sehr, sehr oft sehe. Es gibt leider keine Statistiken im Privatanlegerbereich, die ich gefunden hätte. Allerdings sind es natürlich Produkte, an denen Finanzinstitute wieder gut verdienen. Das ist auch von Produkt zu Produkt unterschiedlich. Bei nicht komplexen Finanzinstrumenten oder Finanzprodukten. Und das Wichtige ist aber vielleicht da, vielleicht die erste Entscheidung zu machen. Wir reden ja auch viel über zum Beispiel Aktien, ETF, Fonds, Produkthüllen, also Wertpapierdepot, Nettopolizze oder Fondspolizze. Und die erste Unterscheidung bei diesen Zertifikaten ist einfach mal, dass man ein Emittentenrisiko hat. Das ist vielleicht doch eine ganz, ganz wichtige Erklärung. Das heißt, wenn die Bank untergeht, also deine Gegenpartei, dann ist das Kapital weg.
 Ah, okay. Also nicht so, wie wenn ich Aktien kaufe, dann gehören die Aktien mir. Egal, was mit der Depotbank oder so passiert. Die Aktien sind Sondervermögen. Und das ist in dem Fall nicht, weil ich ja nur ein Zertifikat habe.
 Genau. Du kaufst dir die Aktien in dem Beispiel nicht, sondern du kaufst nur ein Zertifikat, was dich an der Kursentwicklung des, in dem Fall Basiswertes, also Aktien, teilhaben lässt und demnach bleibt auch nichts über, wenn jetzt das Finanzinstitut insolvent wäre oder ein Insolvenzverfahren hätte.
 Verstehe. Auch ein zusätzliches Risiko, dessen man sich bewusst sein muss. Das gilt für alle Zertifikate, weil es ja immer nur ein Zertifikat ist sozusagen. Ich kaufe kein, wie du richtig gesagt hast, nicht wirklich das Gold, nicht wirklich die Schiffe oder was halt immer das ist. Aktienanleihen. Sondern nur ein Zertifikat, okay.
 Genau, und deshalb sollte man sich auch genau überlegen. Vor allem, ich bekomme Werbungen oft eher zu Garantiezertifikaten und da wird es dann einfach um konservative Veranlagungen bei Konsumentinnen und Anlegerinnen gehen. Und meist bei konservativeren Veranlagungen handelt es sich ja auch um Geld, was ich nicht verlieren möchte. Das ist ja ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Wenn wir von Hebelzertifikaten reden, wo reine Spekulation betrieben wird, wird es wahrscheinlich in vielen Fällen Kapital sein, wo der Anleger zumindest das Risiko kalkuliert hat für sich, dass ein Totalverlust entsteht. Wenn allerdings in ein Zertifikat mit zum Beispiel Kapitalgarantien und mäßiger Rendite, also konservativer Veranlagung investiert wird, dann ist es in vielen Fällen, glaube ich, nicht ganz präsent für Anlegerinnen, dass da wirklich ein Totalverlustrisiko ja, nicht undenkbar ist.
 Okay, also im Sinne von, ich will ja, fass das nur nochmal zusammen für mich, wenn ich mich für ein Garantieprodukt entscheide, dann will ich ja eher was Sicheres. Und diese Ebene des, wie hast du gesagt, des Emittentenrisikos, also wenn der Emittent in Insolvenz geht und ich durch dieses Ereignis das Geld verliere, komplett nämlich, und da gibt es auch keinen Sicherungsmechanismus, das ist dann weg.
 Genau, also ganz, ganz wichtig da vielleicht eben einzuwerfen, wir haben ja schon das Sondervermögen gehört, was einfach bei jetzt börslichen Wertpapieren besteht, wo man wirklich das Wertpapier kauft, Anleihenaktien, ETFs, Fonds, was auch immer das sein mag. Man hat auch keine Einlagensicherung drauf, es handelt sich nicht um Girokonto, Termingeld, irgendwelche anderen Einlagen. Das heißt, das greift alles nicht. Da reden wir wirklich von 0 Euro.
 Okay, und das widerspricht eben dem Garantiegedanken?
 Absolut, wenn zumindest der Vergleich entsteht, ob ich jetzt Festgeld nehme, was mir womöglich 3, 3,5, 4 Prozent, je nach Zinslage natürlich, Prozent an Verzinsung und dem noch Rendite bietet. Und eben vielleicht ein Zertifikat, was das Ganze auch mit einer Kapitalgarantie macht. Die habe ich übrigens mit dem Festgeld auch, weil da wird es einfach verzinst. Das heißt, da wird ja auch nichts weniger. Und da bekomme ich 0,2% mehr. Da sollte man sehr, sehr gut überlegen, ob ich für diese 0,2% einfach das Emittentenrisiko ins Boot holen möchte. Ob das für sowas Konservatives, also konservativ gedachte Mittel, wirklich ein passendes Produkt ist. Weil in vielen Fällen, wo es einfach eingesetzt wird, also Zertifikate eingesetzt werden, ist natürlich auf der einen Seite zur Spekulation, weil man extrem viel Geld bewegen kann durch Hebel und damit überproportional an Kurssteigerungen oder Verlusten teilnehmen oder teilhaben kann. Oder auf der anderen Seite auch zum Risikomanagement, dass man einfach zum Beispiel Währungsrisiken durch Zertifikate ausschließen kann. Ich habe jetzt ein Zertifikat, was irgendwo Euro-Dollar-Kurse abbildet, was womöglich irgendwas anderes, Rohstoffe in meinem Portfolio abbildet. Das heißt, da sind wir wirklich im Portfolio-Management und das wird von Institutionellen auch gemacht. Da ist natürlich die Annahme naheliegend, dass institutionelle Investoren extrem viel Know-how reinstecken und natürlich auch die Due Diligence machen, was wirklich bei der Bank so vorgeht.
 Okay, die wissen genau, wie es beim anderen ausschaut, die überprüfen das sozusagen.
 Das wäre zumindest die zu erhoffende Vermutung, dass das so geschieht.
 Gehen wir mal davon aus, da stellt sich natürlich dann die Frage, welche Vorteile bringen diese Investmentzertifikate dann für Privatanleger? Also ich sehe, okay, das bringt was für institutionelle Anleger, die nehmen das vielleicht zur Absicherung, um irgendwelche Sachen... auszugleichen sozusagen, Risiken. Aber ich kann es ja bei den diversen Geldinstituten als Privatanleger kaufen und sehe aber jetzt, nach dem, was du so erzählst, das hat doch einige Besonderheiten, sagen wir mal vorsichtig. Wo wären jetzt die Vorteile für Privatanleger?
 Also vielleicht, wenn man es wieder auf die drei Punkte runterbrechen möchte, wenn es um reine Spekulation geht, ist ein Zertifikat. Die Frage ist, wird man jetzt eine objektive Partei, also in der Beratung, zum Beispiel Honorarberatung, bei uns finden, die wirklich Spekulation fördern möchte? Nein, höchstwahrscheinlich nicht. Und demnach muss man sich als Privatanleger dann einfach selbst damit beschäftigen. Da gibt es dann Anwendungsfälle, dass man natürlich das Kapital so stark vermehren oder sehr schnell verlieren kann. Ansonsten tue ich mir aus meiner persönlichen Warte für Privatanleger relativ schwer. Das heißt, dass Privatanleger Portfolios wirklich optimieren auf Risikoebene, soll das Diversifikation mit Rohstoffe durch Zertifikate oder Hedging auf Währungsebene sein, das sehe ich nicht als notwendig, dass da das Know-how aufgebaut wird für den Mehrwert, der sich für einen Privatanleger ergibt. Das heißt, da würde ich sagen, okay, da würde ich nicht persönlich die Zeit investieren, wenn ich den Also wenn ich nicht in der Branche arbeiten würde. Und dann kommen wir noch zur konservativen Veranlagung in Zertifikaten, die was eben etwas mehr Rendite bringen könnte, wie vielleicht ein einfaches Finanzprodukt. Und da muss ich klar von meiner Warte sagen, das würde ich nie empfehlen. Einfach aufgrund dessen, dass eben ein Risiko des Totalverlustes hinzukommt, was man bei anderen Produkten nicht hat.
 Fassen wir vielleicht nochmal zusammen, welche Risiken sind jetzt mit Investmentzertifikaten verbunden?
 Also vielleicht grenzen wir es auf drei Dinge ein. Das heißt, auf der einen Seite, wenn wir uns darüber unterhalten, Emittentenrisiko, das heißt der Ausfall der Gegenpartei, also des Finanzinstitutes.
 Der Bank muss kaufen oder die, die das ausstellt oder so.
 Genau, absolut. Das kann eben wer auch immer sein, also die ausgebende Bank. Und dann hat man natürlich das Marktrisiko, also das Risiko der Kursveränderung des Basiswertes.
 Das ist Gold, Aktien, Anleihen etc.
 Gold, Aktien, Anleihen, Indizes. Der wird sich verändern und man hat ja das Recht gekauft, an dieser Kursveränderung zu partizipieren. Das kann positiv wie auch negativ, also Risiko darstellen. Und dann hat man auch den Fall, wenn man wirklich mit Hebelzertifikaten arbeitet, dass man mehr verlieren kann als das eingesetzte Kapital am Beginn war, wenn einfach die Kurssprünge extrem stark sind.
 Stimmt, das hat man ja auch bei jedem, also wenn es ein Hebel ist, dann ist klar, es gibt Situationen, wo man Geld nachschießen muss, wo man gezwungen ist, Geld nachzuschießen und wenn man das nicht einberechnet, also das ist eigentlich für unerfahrene Privatanleger ist ja das ein... Sehr gefährliches Teil. Aber das ist nicht bei jedem Zertifikat, muss man dazu sagen, oder?
 Nein, nein, bitte nicht bei jedem. Gehört aber einfach dazu. Es ist der bekannte Margin Call. Es gibt einen sehr, sehr guten Film dazu. Ich weiß nicht, von wem der ist. Der ist aus 2011. Das habe ich, glaube ich, im Kopf. Das ist ein guter Film, falls man ihn anschauen möchte. Margin Call. Das wäre genau so etwas, was du beschrieben hast, dass man Geld nachschießen muss, weil einfach die Position zu stark im Minus wäre.
 Verstehe. Aber man muss auch dazu sagen, wenn ich es richtig verstanden habe, es gibt total viele unterschiedliche Zertifikate mit ganz vielen unterschiedlichen Ausgestaltungen. Das ist jetzt nicht alles so dramatisch, wie wir das darstellen, aber die Sache ist, man muss sich wirklich sehr damit beschäftigen und die Gefahr steckt auf dem Kleingedruckten.
 Absolut. Also erstens genau erklären. Das ist ja sowieso etwas, zu dem wir vielleicht noch kommen. Auf der anderen Seite, wir betrachten ja wirklich einen sehr, sehr kleinen Pool an Zertifikaten und tauchen sozusagen gerade erst in die Materie ein. Es gibt durchaus Sinn für Zertifikate einfach in Märkten, die etwas schwerer zugänglich sind. Es wird, ich habe es nicht recherchiert, ich bin mir halbwegs sicher, dass es irgendeine Zertifikate auf Kunstwerke geben wird, wo einfach das Ganze sehr schwer handelbar ist. Da bringt man dann vielleicht ein bisschen Ja, eine Anlagemöglichkeit für institutionelle oder private in den Markt, dass sie an sowas partizipieren können, weil der Basiswert kann nahezu alles sein. Also das kann von Gold, aber auch das Reiskorn oder was auch immer sein.
 Klingt interessant. Und das bringt mich gleich zur gesellschaftlichen Frage. Wir haben ja immer ein gesellschaftliches Thema. Wie wirkt sich das jeweilige Thema auf die Gesellschaft aus? Das ist ja genau das Richtige, genau der richtige Punkt dafür. Wie wirken sich diese Zertifikate aus auf die Gesellschaft, wenn es zum Beispiel sowas gibt, wie ich kann in spezielle exotische Märkte wie Kunst investieren oder andere Auswirkungen auf die Gesellschaft, wenn es wirklich so speziell ist und man sich auskennen muss damit.
 Ich glaube, es weckt extrem viel Interesse und birgt noch mehr Gefahr. Es gibt nichts Schöneres, wenn man irgendeine Präferenz hat, ob es jetzt irgendeine Kunstwerke, Uhren, Sammlerstücke, ich bin in dem Thema leider nicht ganz so tief drin, aber da gibt es glaube ich viele Präferenzen. Und dass man grundsätzlich dann einfach an diesen Werten oder an der Wertsteigerung oder Wertschwankungen dieser Werte teilnehmen kann, ist ja was mega cooles. Also man kann wirklich in Dinge investieren, die man vielleicht nicht so einfach überall findet.
 Oder die man selbst auch schwer lagern kann zum Beispiel.
 Zum Beispiel, ja. Und von daher ist es absolut super. Es hat ja auch wirklich sinnvolle Einsätze, wie zum Beispiel für Pharma. Zum Beispiel, die können die Ernte damit absichern.
 Also Bauern im Sinne von Bauern oder im Sinne von Medikamenten?
 Nein, nein, im Sinne von Bauern. Ich glaube, das ist in Südamerika relativ vorherrschend. Ihr werdet das Produkt vergessen, aber die haben oft Ernteausfälle und das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Kurs. Und wenn man jetzt zum Beispiel sich davor mit Zertifikaten über die Kurssteigerungen oder Schwankungen dann absichert, dann weiß man zumindest, zu welchem Preis man schlussendlich seine Güter verkaufen kann. Das heißt, das hat da wirklich Absicherungsmechanismen, die genutzt werden können. Die Frage ist immer die Anwendung für Endkonsumenten oder Privatanleger in diesem Fall und da ist wieder dieser Gedanke in mir, dass es einfach sicher Menschen gibt, die Zertifikate haben und die nicht die perfekte Erklärung dafür hatten, warum sie jetzt genau in das investieren.
 Ja, es kann gesellschaftlich schon gut sein, dass es die gibt. Es gibt sicher Anwendungen, wie du richtig sagst, die die Gesellschaft positiv beeinflussen, sagen wir mal, oder positive gesellschaftliche Auswirkungen haben. Aber man muss sich wirklich auskennen scheinbar mit dem Zeug. Also auch dieses Beispiel wirkt da schon wieder speziell.
 Absolut, weil der Grundgedanke ist ja wirklich schöner, wenn jetzt zum Beispiel ein Bauer einfach einen 50-prozentigen Ernteausfall hat. Und normalerweise verkauft er sein Gut, ich nenne es jetzt Gut, wir können uns auf irgendwas festlegen, verkauft er für 100.000 Euro. Schlafmohn. Bitte? Schlafmohn. Zum Beispiel, ja. Und der hat einfach einen Ernteausfall. Und wenn eben der Ernteausfall ist, dann wird wahrscheinlich der Preis vom Schlafmohn raufgehen. Weil weniger Angebot am Markt ist. Das heißt, man kann sich in der Form zumindest etwas absichern. Es gibt viele Variationen.
 Um das jetzt konkret runterzubrechen, das würde heißen, wenn er mit Gewinn verkauft, kriegt er ein bisschen weniger vom Gewinn, kann das sein? Genau. Und wenn es ein Verlust ist, ist er abgefangen zum Teil.
 Genau, aber dann, wenn es ein Verlust ist und sozusagen kein Ernteausfall besteht, der Preis kommt wieder runter, dann kann er zumindest seine Ernte verkaufen. Und wenn es eben ein Ernteausfall ist und es entsteht ein Preisschock und er hat das Zertifikat und partizipiert dadurch an der Preissteigerung des Mohns, dann hat er hier zumindest seine Gewinne, also Umsätze erwirtschaftet.
 Sehr gut. Interessant. Also es hat auch positive Auswirkungen.
 Absolut. Es ist immer ein Anwendungsfall. Jetzt kommen wir noch zur Frage.
 Das würde mich auch zur Community-Frage bringen. Sind Investment-Zertifikate eine gute Alternative zu direkten Aktieninvestments? Hat sich schon jemand damit beschäftigt?
 Bekannten Foren. Da gibt es ja Wallstreetbets, was ganz, ganz bekannt wurde. Ich glaube, in Deutschland heißt es Mauerstraßenwetten. Das ist wirklich die deutsche Übersetzung. Jeder, was keine Angst vor Totalverlust hat, natürlich alle sind Zertifikate. Das ist natürlich auch hier ein Scherz. Es macht wenig Sinn, dass man seine komplette Investmentstrategie nur mit Zertifikaten gestaltet. Wenn man in die Welt eintauchen möchte, dann wirklich wieder mit einem geringen, geringen Anteil des Portfolios und dann nur in Produkte, die man auch versteht. Ich habe es vorhin schon angedeutet, wir haben jetzt vielleicht Garantie- und Long-Zertifikate etwas angeschnitten. In dieser Produktwelt gibt es noch zig, zig, zig, zig andere. Wenn man das nutzen möchte, spricht gar nichts dagegen, aber man muss verstehen, in was man investiert. Grundsätzlich, wenn man die Entscheidung hat, kaufe ich die Aktie oder kaufe ich ein Zertifikat, was mir eben den Kurswert der Aktie abbildet, kaufe ich mir die Aktie, weil ich die Aktie dann auch im Falle der Insolvenz habe. Die bleibt bei mir und ich bin wirklich Inhaber.
 Also, wenn dann eher für so speziellere Dinge, wie du zuerst erwähnt hast, die vielleicht noch im Kommen sind, die vielleicht noch im Kommen sind, wie zum Beispiel, ich beteilige mich an einem großen Kunstwerk. Da musst du mal einen Platz haben für einen Picasso. Wo hängst du denn hin?
 Das habe ich mir auch gedacht. Da ist die ganze Wand schon voll. Und glücklicherweise hat sich irgendwer gedacht, okay, mach mal Zertifikate. Dann brauche ich mir das blöde Bild nicht anschauen. Ich weiß trotzdem, dass es teurer wird.
 Schön kann es ja sein. Okay, dann kann ich mir schon vorstellen, was dein Tipp der Woche zu dem Thema ist.
 Genau, ich habe es vorweg genommen, investiere nur in das, was du verstehst. Es ist immer essentiell, wenn man investiert, und das macht man ja eigentlich sein Leben lang, dann in Dinge zu investieren, die man versteht. So kann man Risiken und Chancen wirklich abwägen. Für das ist dann auch eine zweite, dritte Partei einfach da, beziehungsweise das Internet oder eben Fachbücher da, dass du dir eine Meinung bilden kannst. Und so kannst du entscheiden, ob ein Produkt, ein Zertifikat, ein Instrument, ein Investment, nennen wir es so, wirklich zu dir passt. Und wenn du es verstehst, dann kannst du es kaufen.
 Also Zertifikate nutzen, wenn man sie versteht, quasi. Das schließt sehr viele aus wahrscheinlich. So wie das jetzt klingt, ist da nicht jeder dabei.
 Aber das ist nichts Schlechtes. Nämlich einfache Finanzinstrumente brauchen schon einiges an Verständnis und auch einiges an Verständlichkeit für die Entwicklung. Das heißt, man gibt Geld rein, das wird mehr, das wird weniger. Es ist für Menschen irgendwo mit Angst, mit Hoffnung, mit vielen Emotionen wahrscheinlich verbunden. Und desto komplexer es wird, desto schwerer kann man das Outcome abschätzen.
 Das gilt ja eigentlich für jedes Finanzinstrument. Egal, was das ist. Du musst das Ding einfach verstehen, sonst musst du blind irgendjemand anderem vertrauen. Und das kann oft teuer oder gefährlich werden. Und das gilt umso mehr, umso komplizierter das Ding wird. Ja, deswegen Zertifikate nutzen, wenn man sie versteht, klingt nach einem guten Tipp. Ja, super. Das war eine sehr interessante Folge. Hätte ich mir nicht gedacht, Zertifikate, so wie es angefangen hat, das klingt schon so kompliziert, war auch kompliziert. Aber eine gute Folge. Ich bin jetzt gescheiter. Ich hoffe, du auch. Also du im Sinne der Zuhörer, dass der Marcel ist immer gescheiter. Aber du Zuhörerin bist auch gescheiter, was Zertifikate anbelangt und Geldanlage. Wenn du mehr darüber wissen willst, wir machen jede Woche so eine Folge über Geld und Geldanlage. Mit praktischen Tipps aus der Veranlagungspraxis. Und diesen Podcast gibt es nicht nur als Audio überall, sondern auch als Video bei YouTube und Spotify. Also wir würden uns freuen, wenn du dir das antust und uns auch zuschaust.
 Das Gute ist, wir haben auf jeden Fall Mondsäcke rumstehen.
 Ja, genau.
 Da ist einiges zu sehen.
 Unbedingt nächste Woche wieder einschalten, um zu überprüfen, ob wir Mondsäcke haben. In diesem Sinne, vielen Dank fürs Dabeisein und wir freuen uns auf nächste Woche, wenn es wieder um Geld geht. Und das ist ja auch ein schönes Thema. Genau. Also bis zum nächsten Mal. Danke, tschüss Baba. Ciao.