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Blöd fragt, bist du so wie ich auch viel zu emotional zum Investieren? Ich habe Finanzprofi David gefragt, was man da tun kann. Und er verrät, dass wir eigentlich alle zu emotional zum langfristigen Investieren sind und wie wir alle am besten mit unseren Emotionen beim Investieren umgehen. Es geht um dein Geld, schau dir das an. Aus der Veranlagungspraxis. Hallo, mein Name ist Michael, ich stelle stellvertretend für dich, für euch naive Fragen zum Thema Geld und Geldanlage und unser Finanzprofi David liefert schlaue Antworten aus der Praxis.
Ja genau, ich probiere es zumindest, damit dir mehr Netto bleibt.
Wir arbeiten beide für fynup, den Marktvergleich für Geldanlage in Österreich, haben also wirklich Einblick und Überblick. Und unser Thema heute: Zu emotional zum Investieren.
Wir hören ja immer öfter von Leuten, dank eurer Videos, Podcasts, Webinare kenne ich mich besser aus. Immer besser. Und immer mehr Freunde fragen mich, wie geht es beim Investieren, beim Geld anlegen und so. Aber ich tue mir total schwer, das zu erklären. Deshalb probieren wir jetzt eine kleine Miniserie. Blöd gefragt. Und wir starten heute mit blöd gefragt. Bin ich zu emotional zum Investieren?
Super, dass du das fragst, weil wenn es um dein Geld geht, gibt es grundsätzlich keine blöden Fragen, Michael.
Stimmt, eigentlich müsste es heißen, schlau gefragt. Aber im Ernst, kann man zu emotional sein zum Investieren?
Also grundsätzlich würde ich sagen, ja. Man kann zu emotional sein für das Investieren. Man muss nur klar definieren, was heißt zu emotional. Das heißt, wie reagiere ich auf Informationen bezüglich meines Investments.
Ich kenne ja das von mir selber. Ich bin ja beim Investieren selber. Wir tun ja auch alle selber investieren, nicht nur den anderen Leuten erklären, wie es gehen könnte, sondern wir machen es ja auch selber. Ich bin sehr emotional beim Investieren, traditionell. Viel zu emotional, also viel zu hoch, viel zu begeistert manchmal und viel zu, ich sehe es auch oft, viel zu dramatisch, wenn was ist. Das ist aber, glaube ich, eh normal, oder? Hat das nicht jeder? Also jetzt vielleicht nicht so arg, aber im Prinzip.
Im Prinzip würde ich sagen, hat das jeder. Vor allem, wenn du im Aktienbereich bist, wie du jetzt schon festgestellt hast, wenn es nach oben geht und wenn es nach unten geht. Und das ist eben diese Volatilität, die wir sehen im Markt. Und wenn es nach oben geht, freue ich mich, dass das Geld natürlich mehr wird. Und wenn es nach unten geht, sehe ich, dass das Geld weniger wird. Das ist natürlich nur eine Kursschwankung, also kein realer Gewinn und kein realer Verlust.
Wieso ist das kein realer Gewinn oder ein realer Verlust? Aber ich müsste es dann verkaufen, meinst du?
Genau, also die Wertschwankung ist ja nur, wie deine Anteile des Investments auf den Markt reagieren. Also deine Anteile sind kurzzeitig mehr wert oder weniger. Du hast aber die gleiche Anzahl von Anteilen. Das heißt, wir nennen das nur eine Wertschwankung. Kein realisierter Gewinn oder Verlust. Wie du gesagt hast, du verkaufst nicht oder kaufst nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt. Im Nachhinein denkt man sich, ich hätte verkaufen können zu dem Zeitpunkt, wo es halt relativ hoch war. Und wenn es dann nach unten geht, dann denkt man sich, ja, hätte ich.
Damals, wenn ich verkauft hätte. Stimmt. Oder umgekehrt natürlich auch. Da wäre es günstig gewesen.
Da hätte ich nachkaufen sollen.
Im 72er-Jahr, da hätte ich nachkaufen sollen.
Da hätte ich in die Flat Screens investieren sollen, wenn ich 1965 war.
Stimmt. Also man denkt sich immer, da hast du recht, das denkt man sich immer, im Nachhinein, ja da wäre eine bessere Zeit. Aber das weiß man natürlich erst im Nachhinein.
Eben, es ist immer im Nachhinein. Man kann nicht vorausschauen, man schaut immer zurück. Und dann wird man mit dem kurzfristigen Gedanken angetrieben. Das heißt, ich sage zu den Kunden oft, der Kapitalmarkt reagiert nicht auf deine Beobachtung. Das heißt...
Der David hat gesagt, das ist...
Das heißt... habe ich das Vertrauen in den Kapitalmarkt und verstehe grundsätzlich, wie er funktioniert. Also ist der Glaube an die Innovation, die die Firmen antreibt, wird die Innovation das ausgleichen, langfristig oder nicht? Und wenn ich den Kapitalmarkt historisch anschaue, dann kann ich sagen, dass alle Probleme, die man als Bevölkerung der Mutter Erde wieder vorn sind. Also wir haben die Möglichkeit, diese Probleme anzusprechen und mit Innovation zu überkommen. Und das heißt, grundsätzlich, wir können die Wertschwankungen annehmen, weil die Kurve langfristig nach oben zeigt.
Und das ist natürlich prinzipiell auch wahrscheinlich deswegen emotional, weil es geht ja um mein Geld. Es ist ja, sobald ich dann die Aktien gekauft habe oder den Fonds oder ETF oder Indexfonds oder was auch immer, sobald ich den gekauft habe, dann ist es ja auch mein Geld, das da drin ist. Und mein Geld habe ich mir ja, ich sage einmal, hart erarbeitet wahrscheinlich oder schwer geerbt.
Geschenkt bekommen. Auf jeden Fall.
Auf jeden Fall will man es nicht verlieren. Also die Verlustangst ist ja immer größer.
Es ist eine sehr reale Emotion, weil es ist ja tatsächlich, wenn man sich das dann anschaut, die Wertschwankung, der Kurs nach oben oder nach unten, ist real. Also das ist ein realer Moment. Es ist eine reale Momentaufnahme. Also natürlich macht es Sinn, da Emotionen aufzubauen und durchzuarbeiten.
Genau, und jetzt gibt es aber welche, die sind weniger stark betroffen, denen ist das eher, ich sage es einmal, wurscht, um einen extrem zu zeigen und andere, die gehen da mit und denken sich, fuck, könnte ich das verkaufen sollen? Jetzt müssen wir es auspiepsen, oder? Hätte ich das verkaufen sollen? Oder hätte ich kaufen sollen zu dem Zeitpunkt? Wie gehe ich jetzt damit um?
Grundsätzlich muss ich mich damit auseinandersetzen, was das Ziel ist, was die Investition ist und wie lange ich investiert bin. Das heißt, wenn ich eine Pensionsvorsorge habe, dann ist das ja normalerweise 10, 25 oder mehr Jahre in der Zukunft. Das heißt, ich muss mir klar sein, dass ich kann jetzt nicht die nächsten 20 Jahre täglich diese Emotionen durchmachen, sondern ich muss mir bewusst sein, dass das eine langfristige Investition ist und kurzzeitige Wertschwankungen sind komplett uninteressant. Mit einer regelmäßigen Investition habe ich sowieso verschiedene Kaufzeitpunkte. Das heißt, die Emotion brauche ich nicht. Ich habe den Kaufzeitpunkt zu verschiedenen Momenten. Wenn es nach unten geht, kaufe ich billig. Wenn es nach oben geht, kaufe ich weniger um mein Geld. Das heißt, ich kaufe automatisch weniger, wenn die Preise zu hoch sind. Aber insgesamt ist die Emotion irrational. Also es hat keinen Einfluss und ich muss mir... Bewusst sein, dass ich ein ausgewogenes Portfolio habe, mit langfristiger Perspektive. Und deshalb kann ich mich beruhigt zurücklehnen. Ich kann den Markt verfolgen. Natürlich kann ich involviert sein im Aktienmarkt. Ich darf noch nicht zu emotional sein.
Also für die langfristige Investition, die ja unser Kerngebiet ist, unser Steckenpferd sozusagen, ist es eigentlich wurscht. Also ich reg mich immer sonst auf. Man regt sich total umsonst auf, weil das ist ja das Problem von in 15 Jahren, wenn überhaupt. In 15 Jahren ist es wahrscheinlich wurscht oder 30.
Absolut, also wenn du... Wenn du dir den Marktverlauf von einem globalen gestreuten Index oder ETF anschaust, du brauchst nur raus scrollen und dann wird die kurzzeitige Volatilität, wenn du in den verschiedenen Graphen auf 5-Tages-Volatilität klickst oder 1-monatige, dann hast du natürlich riesen Volatilität. Der Graph geht nach unten und nach oben. Und umso weiter du raus klickst, umso glätter wird die Kurve. Das heißt, wenn du zurückschaust, die globale Finanzierung, oder die Dotcom-Bubble. Also die Dotcom-Bubble war um 2000 herum, die globale Finanzkrise um 2007. Wenn du das heute betrachtest im Vergleich zu den letzten 15 Jahren, ist es komplett uninteressant in der Kurve.
Und wenn du reinzoomst in die Zeit, wo du gerade bist, dann geht es so zack rauf, runter, rauf, runter, Org runter vielleicht sogar.
Genau, dann hast du diese emotionalen Ausbrüche, von denen ich dich gewarnt habe.
Sehr gut. Danke, David warnt uns vor emotionalen Ausbrüchen. Also man kann schon emotional sein, aber man muss es in der Relation sehen. In 30 Jahren ist es nicht so tragisch. Es wird nicht so heiß gegessen sozusagen, wie jetzt gekocht.
Genau. Man kann involviert sein, man braucht sich aber nicht zu viel Gedanken machen.
Ja, das beruhigt mich ein Stück weit, aber ich bin trotzdem nur emotional. Jetzt gibt es ja dann noch etwas, was auch sehr oft vorkommt beim emotionalen Investieren. Wie gesagt, das ist mein Spezialgebiet. Geheimtipps. Jetzt bin ich über etwas gestolpert. Das muss jetzt gar kein Insider-Tipp sein, weil da müsste man ja Insider kennen und das wäre ja eigentlich verboten, Insider-Handel. Aber jetzt bin ich über was gestolpert auf YouTube, das hat noch keiner gesehen. Und weil ich das jetzt weiß, weiß ich, jetzt muss ich das kaufen oder das andere verkaufen oder in irgendwas, weil das mein Lieblingsbeispiel ist. Keine Empfehlung. Oder auch nichts dagegen. Und dann ist man alles mit Wasserstoff oder so zum Beispiel. Da kann ja irgendwas anders sein. Wie sind das mit diesen, gibt es sowas überhaupt in echt?
In der Theorie vielleicht, in der Realität sehr wenig. Also es gibt die Efficient Market Hypothesis, das heißt...
Wie heißt die?
Immer das Denglische.
Ja, sag, wie heißt es nochmal?
Efficient Market Hypothesis.
Okay, die effiziente Markthypothese ist das, oder?
Genau, das heißt, man kann annehmen, dass die Märkte, das nennt man dann Strong Form Efficient, das heißt, dass das öffentliche Wissen und auch potenzielles Insider Trading im Markt reflektiert wird. Das heißt, die Chance...
Das heißt auf Deutsch, der Markt weiß das eh schon längst.
Genau, also die Chance, dass du Informationen hast, die nicht öffentlich zugänglich sind und andere nicht wissen, die Chance, dass das die Realität ist, ist sehr gering. Das heißt, wenn dir jemand Informationen weitergibt, hat der dich schon mit dir geteilt. Das heißt, er müsste schon davor... gehandelt haben, bevor die Information veröffentlicht wurde. Dann hat man keinen Vorsprung mehr. Fundamental geht es darum, dass man im Finanzmarkt Geld machen kann, wenn man weiss, was der tatsächliche, der intrinsische Wert einer Aktie zum Beispiel ist. Wenn ich weiss, dass die Aktie überbewertet ist, kann ich Geld machen. Und wenn ich weiss, dass sie unterbewertet ist, weil ich kann sie dann entweder kaufen oder verkaufen. In der Theorie macht es Sinn, dieses Wissen zu haben. Ist fundamental für den Durchschnittsinvestor unmöglich.
Also wenn mir jetzt auf YouTube irgendeiner erzählt, keiner denkt daran, dass das so und so ist, dann haben das nicht nur die ganzen Leute gesehen, die dieses YouTube-Video gesehen haben, sondern vor dem wahrscheinlich schon zig andere tausend.
Genau. Und man muss auch aufpassen mit den Finfluencern und so weiter. Auch eine kaputte Uhr ist zweimal korrekt am Tag. Das heißt, wenn ich... Wenn ich genug Informationen rausschmeisse, irgendwann stimmt irgendwas von den tausend Dingen, die ich produziert habe. Das heisst, um wirklich Insider-Trading oder andere Investoren zu schlagen, muss ich es wirklich konsistent machen, regelmässig und erfolgreich. Und das ist tatsächlich nicht der Fall.
Also nur weil er gesagt hat, um bei der Uhr zu bleiben, es ist halb acht, weil er irgendwann einmal gesagt hat, es ist halb acht, hat er wahrscheinlich um halb acht recht gehabt.
Irgendwann ist es halb acht, ja. Sogar zweimal am Tag.
Ja, unglaublich. Also kann man sagen, als Zusammenfassung kann man sagen vielleicht, nichts bleibt geheim. Also wenn du das weißt, dann ist es eigentlich schon im Markt eingepreist, wie man so sagt. Also das ist im Kurs oft schon berücksichtigt, was sich da... geheim abzeichnen.
Genau, es gibt tatsächlich Hedge Funds in Amerika, die haben Reporting Requirements, die sind ein bisschen anders, was sie weitergeben müssen. Also da gibt es schon gewisse Informationen, was die zurückhalten können. Dann gibt es einen Dark Pool, gibt es auch noch. Das heißt, institutionelle Investoren können bis zu 24 Stunden ihre Trades geheim halten. Genau, das geht zu einer gewissen Weise. Und zum Beispiel Berkshire Hathaway, die veröffentlichen ihren Kauf und Verkauf von Aktien zu gewissen regulatorischen Meetings und darauf reagiert der Markt. Das heißt, ich kann abschätzen, dass zum Beispiel ein Verlassen von Berkshire Hathaway, von Warren Buffett einen negativen Effekt hat und darauf kann ich noch reagieren.
Aber der weiß, der wissen es die anderen auch schon.
Genau, das ist öffentlich. Der, der es weiß, bevor es öffentlich wird, hätte eine Chance, das weiss aber niemand. Also da gibt es auch Regulierungen, was man veröffentlichen darf und was nicht. Das heißt, wenn du Geschäftsführer bist, dann kannst du deine Insider Trading Informationen natürlich nicht weitergeben und auch nicht handeln.
Also du darfst es selber auch nicht ausnutzen, das wäre eben dieses verbotene Insiderwissen.
Genau, also ein Senior Manager bei Berkshire Hathaway darf nicht seine Aktien kaufen und verkaufen, basierend auf Informationen, die er durch höheres Management erlangt.
Okay, also die anderen sind auch nicht weniger schlau. Oder weniger informiert, sagen wir so.
Wir spielen alle dasselbe Spiel mit derselben Informationen, denselben Regeln.
Okay, dann gibt es noch einen Punkt, der mich total interessiert. Da musst du mir erklären, weil da kenne ich mich zu wenig aus. Na doch, habe ich auch schon gemacht. Wie gesagt, beim Emotionalen war ich schon bei jedem Punkt voll dabei. Der nächste Punkt ist Panikverkäufe. Was ist das genau überhaupt? Was sind überhaupt Panikverkäufe? Das ist so ein Mensch, der denkt, ah, fuck. Das ist so, wenn ich mir denke, ich muss jetzt raus aus dieser Aktie, ich muss schnell verkaufen, weil es hat einen Kurseinbruch gegeben. Ist das das?
Ja, also diese Panikverkäufer sind Kursschwankungen auch wieder. Das heißt, du hast eine gewisse Anzahl von Anteilen eines Fonds und Du hast einen Kurseinbruch. Das heißt, der Wert pro Anteil reduziert sich. Du hast zwar keinen realen Verlust wahrgenommen, weil du hast die Anteile noch nicht verkauft, aber du siehst in deinem Online-Depot, in deinem Kundenportal, steht drinnen, okay, aus deinen 50.000 Euro sind 25 geworden. Zu diesem Zeitpunkt stimmt es. Die Hälfte weg. Zu diesem Zeitpunkt ist es tatsächlich der Wert dieser Anteile. Aber die Zeit rettet die wieder. Also der Zinseszinseffekt bleibt bestehen. Du hast zwar einen kurzweiligen Wertverlust für diese Anteile, aber ... Du hast immer noch dieselbe Anzahl. Das heißt, wenn der Kurs einbrechen sollte, hast du die Möglichkeit, diese Anteile zu erhöhen und du bekommst jetzt einen geringeren Kaufpreis. Das heißt, ein Kurseinbruch in der langfristigen Investition, wenn du Vorsorge, Kindervorsorge, Pensionsvorsorge sprichst, dann solltest du eigentlich, wenn du das Kapital zur Verfügung hast, nachkaufen.
Und wenn du einen Sparplan hast, hilft dir das sogar? Weil du dann quasi auch nachkaufst. Zu deinem normalen Sparplananteil kriegst du dann halt mehr Anteile wie sonst.
Genau. Beim Sparplan bist du aktiv mit dem Cost Average drinnen automatisch. Du hast verschiedene Kaufzeitpunkte, monatlich in dem Fall, und kaufst mehr Anteile zu der konstanten Prämie oder beim monatlichen Sparplan. Mit der Einlage, die du monatlich machst, kaufst du mehr von diesem Anteil, weil der Anteil ja eben nach unten gerutscht ist mit diesem Kurseinbruch.
Also wenn ich es richtig verstehe, bei Panik entweder, wenn ich die Chance habe nachzukaufen, nachkaufen, eher tendenziell, aber vor allem einmal die Füße stillhalten, weil ich ja auch wie sonst langfristig denke.
Der Markt macht sein Ding, die Beobachtung ändert das Verhalten nicht. Wie du sagst, besser nachkaufen, definitiv keine Panik. Und mit dem Sparplan, mit den regelmäßigen Investitionen, bist du sowieso schon im Cost Average, also im Durchschnitt besser dran.
Okay, bezieht sich aber alles auf das, ich bin, wie wir sonst immer propagieren, breit gestreut und habe den Markt abgedeckt und nicht nur eine Einzelaktie, weil dann ist es natürlich tatsächlich so, dass die richtig fallen kann und auch mehr als 50% verlieren kann.
Genau, da müssen wir differenzieren und einordnen. Also bei der Einzelaktie ist es sehr wohl möglich, dass du einen Totalverlust hast. Zum Beispiel Nokia wäre so ein Kandidat. Während der Dotcom-Bubble haben wir den Enron. Und so weiter gehabt. Also es gibt schon Einzelaktien, da ist die Gefahr natürlich da. Dann gibt es noch Zertifikate und Hochrisiko, Investitionen mit Hebeln und so weiter. Da ist es total, der Totalverlust ist da durchaus ein, ja. Eine Möglichkeit. Aber wie du sagst, wenn du global gestreut bist, dann müssten dann wirklich schon über 2000 individuelle Firmen aufhören zu existieren, damit das ein Totalverlust wird. Für immer haben wir historisch noch nie wahrgenommen.
Also Ruhe bewahren.
Ruhe bewahren.
Breit gestreut hat man ja eine ganze Herde von Aktien und nicht nur eine einzelne. Apropos Herde, da gibt es ja auch... Das Herdenverhalten, das ist auch noch etwas Hochemotionales. Wenn ich es richtig verstehe, ist Herdenverhalten, ich mache das jetzt, weil es alle machen? Oder weil der Taxifahrer sagt, du musst jetzt Nokia kaufen, kurz vor der Einführung des Smartphones, weil alle Nokia-Aktien haben? Meinst du das? Ist das gemeint mit Herdenverhalten?
Ja, beim Herdenverhalten wird so viel Information publik gemacht, dass... Die Durchschnittsbevölkerung, die sich eigentlich mit diesen Dingen nicht befasst, mitbekommt, dass es eine Entwicklung gibt und da kommt noch ein bisschen die Gier ins Spiel. Also es gibt schnelles Geld zu machen. Und ganz wichtig beim Herdenverhalten und beim FOMO, wenn ich es jetzt nicht sofort mache, dann kann ich den Gewinn nicht mehr machen.
FOMO, für die, die es nicht wissen, ist das Fear of Missing Out, die Angst. Dass ich etwas verpassen könnte, oder?
Genau, und das ist ganz wichtig, weil das treibt die Menschen dazu an, dass sie handeln. Das heißt, sie wollen schnelles Geld machen, aber es geht nur jetzt. Also wenn ich es nicht sofort mache, dann funktioniert es nicht mehr.
FOMO bin ich auch sehr, sehr anfällig für FOMO. Ich bin da nicht dabei.
Michael, du bist sowieso ein Top-Investor, also nach dem heutigen Gespräch.
Ich bin, glaube ich, schon in jedem Fall eingetappt.
Aber dafür müssen unsere Zuschauer dann die Fehler nicht mehr machen.
Ja, danke. Also könnt ihr euch bei mir bedanken. Ja, sehr gut. Es lohnt sich übrigens ein Abo, weil dann braucht ihr meine Fehler nicht mehr machen. Was mache ich gegen FOMO und Herdenverhalten?
Also FOMO ist genau das Gegenteil von den Beratungen, die wir machen. Also langfristiges Investieren, regelmäßig, kosteneffizient und steuereffizient. Das heißt, egal was für Information reinkommt, im Kapitalmarkt meistens White Noise, also Geräusche, die einfach keinen Sinn ergeben. Die Information kommt rein, aber ich weiß, dass die gewählte Strategie historisch gesehen absolut Sinn macht. Ich weiss, dass die Innovation weitergeht. Das heisst, meine Strategie passt langfristig, kurzfristig bei diesem Herdenverhalten und bei FOMO. Das letzte gute Beispiel sind wahrscheinlich Cryptocurrencies. Also Bitcoin und so weiter.
Eher und so weiter.
Der Michael hat wahrscheinlich schon signifikante Kapitalinvestitionen getätigt mit Bitcoin.
Ja, eher mit und so weiter schon ein bisschen was versenkt.
Aber das war jetzt in letzter Zeit natürlich das Hauptbeispiel von FOMO, weil es immer diesen extremen Kursanstieg, dann den Einbruch und dann wieder einen extremen Kursanstieg gegeben hat. Das heißt, wir suchen nach Mustern. Und wir schauen natürlich, okay, wir haben einen Einbruch gehabt und danach ist es explodiert. Wenn es in der Vergangenheit so war, muss es auch in der Zukunft so weitergehen. Das heißt, ich will jetzt einsteigen, weil wenn ich jetzt nicht einsteige, dann geht es nicht mehr.
Ja, dann bin ich spät, dann habe ich es versammelt. Ich muss jetzt dabei sein und dann bricht es ein.
Genau. Und dann bist du im Einzelasset. In dem Fall ist es jetzt keine Aktie, es ist eine Währung, eine Kryptowährung. Und dann bist du... In einem Asset-Bereich bist du da komplett offen, weil ein ganzes Geld in dieser Währung liegt. Das heißt, Cryptocurrencies kann man sehr wohl mitnehmen ins Portfolio, aber es muss natürlich Sinn machen im Sinne des GesamtPortfolios. Also man soll nicht mit seiner Pensionsvorsorge in diese FOMO-Situation kommen.
Verstehe. Also auch da wieder Ruhe bewahren, oder? Wenn ich es richtig verstehe, Strategie zurechtlegen vorher und... verfolgen werden genau.
Also es gibt durchaus Möglichkeiten Bitcoins zu kaufen. Man kann Sparpläne machen auch mit Bitcoin in einem gewissen Maß mit einem gewissen Prozentsatz des GesamtPortfolios. Und dann muss man halt im Durchschnitt, das ist ein relativ junges Asset, man muss halt schauen, wo der Durchschnitt dann wirklich langfristig, weil im Aktienmarkt schauen wir bis 1880 in die Vergangenheit und rechnen unseren Durchschnitt aus, dann kommen wir auf diese berühmten 7% Rendite. Bei Bitcoin wissen wir noch nicht, wo das hinführt, weil es so jung ist. Langzeitinvestition.
Wann gibt es das? 2012 oder so irgendwas?
So irgendwas, ja. Also extrem jung und wir wollen halt Durchschnitte sehen von 100 Jahren. Idealerweise.
Ja, da muss man noch ein bisschen warten. Also ich habe die 100 bald. Aber der Bitcoin nicht.
Du bist Augenzeuge der Geburt des Aktienmarktes.
Ich war beim Bitcoin live dabei. Ich war schon auf der Welt, da hat es noch nicht einmal ein Bitcoin gegeben. Kryptowährungen sind jetzt eh nicht für so viele Leute interessant, aber für die ganze Gesellschaft ist das Thema interessant. Wie ist denn das mit der Emotion in der Gesellschaft? Weil wir immer den gesellschaftlichen Aspekt beleuchten in diesem Podcast. Übrigens abonnieren, liken und Kommentar hinterlassen. Deswegen, wie wirkt sich denn das auf die Gesellschaft aus mit der Emotion?
Unser Anliegen ist natürlich, dass die Aktien von den Investoren, von den Durchschnittsinvestoren, wie gesagt Mom und Dad Investoren, wir wollen sie davon überzeugen, dass es kein Teufelszeug ist, sondern kalkulierte Strategie und dass es nicht darum geht, dass wir in einzelne Aktien investieren und hoffen, sondern strategisch in ein Pool von Tausenden von Firmen investieren, wo wir global gestreut sind und in allen Branchen. Das heißt, es ist der Unterschied zwischen einer Strategie und dem Zufall. Eine Einzelaktie kann natürlich auch ein guter Zufall sein. Jemand, der vor zehn Jahren in Nvidia investiert hat, hat heute sehr viel Geld.
Wenn er es verkauft.
Wenn er es verkaufen würde heute, dann theoretisch.
Kein Investment-Tipp jetzt. Dann verdoppeln sie das vielleicht noch und dann habe ich gesagt, nein, verkaufen.
Dann wäre es danach wieder...
Genau, aber jetzt wäre es halb acht.
Jetzt ist es halb acht, zweimal am Tag ist es halb acht. Das heißt dann, das war ein Zufall, der aufgegangen ist. Es gibt aber auch Zufälle, die nicht aufgehen, weil es hätte niemand gedacht, dass Nokia nicht nur den höchsten Marktanteil verliert, sondern die komplette Existenz. Also es existiert heute nicht mehr. Und das sind eben Zufälle, Einzelaktien. Es kann gut gehen, es kann schlecht gehen. Das ist die Zockerei, das ist das Casino. Strategisches Investieren hat diese Aktien als Teil des Portfolios. Also wir haben diese Aktien sowieso drinnen. Wenn sie rausfallen, sind 2000 andere, die den Platz einnehmen. Das ist ganz wichtig.
Nokia gibt es gar nicht mehr. Also diese Mobiltelefone, die gibt es nicht mehr. Aber die Firma, die gibt es glaube ich schon noch, oder? Die Aktie.
Ja, also Nokia meines Wissens existiert noch, war damals 2007, also vor der globalen Finanzkrise, hat eine Aktie 40 Dollar gekostet, glaube ich, ungefähr. Und jetzt sind sie halt auf 4 Dollar pro Aktie.
Also es ist ein gutes Beispiel, um zu zeigen, die Mobiltelefone sind weg, die vorher der Marktführer war. Genau. Ja, sehr gut. Ich glaube, es ist gut erklärt, wichtig, dass man die Aktien richtig versteht und richtig einordnet, dass es eben nicht wie die... landläufige Meinung eine Zockerei ist, sondern auch kann man natürlich auch zocken mit dem Nocker zum Beispiel. Aber man kann auch langfristig investieren, wenn man nicht nur eine, sondern viele kauft. Bringt uns zur Frage der Community. Viele, nämlich auch Einzelaktien. Ich habe einen guten Tipp für eine Einzelaktie, das passt zu dem von vorher. Wie passt das in meine Geldanlagestrategie? Ich glaube gemeint ist, er oder sie, ich weiß jetzt nicht, das habe ich nicht mit aufgeschrieben, blöd, hat jetzt vielleicht so einen Geheimtipp. Oder denkt sich wirklich, ich hätte gern die Aktie, bleiben wir beim Nokia Beispiel und damit keiner was falsch nachmachen kann. Ich glaube jetzt, die werden jetzt doch wieder groß ins Gummistiefel-Business einsteigen. Ich glaube fest daran, ich hätte selber gern gekauft. Wie mache ich das in meiner Gesamtstrategie, wenn ich mir das unbedingt einbilde? Ich würde es jetzt haben.
Ja, also wenn jetzt mit den extremen Wetter-Events der Niederschlag zunimmt und Gummistiefel sind wirklich die hohe Nachfrage und ich weiss, dass diese Einzelaktie genau in dem Bereich stark ist, dann kann es durchaus Sinn machen, dass man eine Einzelaktie kauft. Aber man muss es mit Vorsicht geniessen und es sollte wahrscheinlich dieser Teil meines Geldes sein. Dass ich im schlimmsten Fall verzichten kann. Das heißt, meine existenziellen Dinge, so wie die Kindervorsorge, Frauenvorsorge, Pensionsvorsorge, die sollte ich nicht verwetten. Also wenn ich zusätzliches Geld zur Verfügung habe und ich glaube, dass Nokia ein Comeback macht, dann kostet mir die Aktie 4 Dollar derzeit. Sagen wir mal, Wechselkurs zu Euro ist 1 zu 1, also 4 Euro pro Aktie. Wenn ich jetzt sage, ich investiere da 400 Euro einmalig und nehme das Risiko an. In der Gesamtheit zu meinem Portfolio ist das ein kleiner Anteil. Dann kann man das Risiko durchaus eingehen. Man muss sich aber des Risikos bewusst sein. Also da sind wir im Totalverlustbereich.
Im möglichen Totalverlustbereich. Außer ich glaube, wie du richtig sagst, wegen Klimaveränderungen den totalen Gummistiefelboom. Dann bringst du es vielleicht. Also du meinst, wenn ich es richtig verstehe, das wird sich wahrscheinlich auch für meine ganzen emotionalen Auswüchse gut eignen, ein eigenes Budgetchen im Sinne von ein kleines Budgetlein für so richtige Zockereien. Man kann ja auch zocken damit.
Genau, also man kann es als Hobby sehen. Manche kaufen sich Computerspiele. Keine Ahnung, manche kaufen sich Lego für Erwachsene. Hat jetzt auch keinen finanziellen Vorteil, aber es ist ein Hobby, wenn man die Emotion gerne miterlebt, weil man sieht ja den Aktienmarkt, den Kursverlauf, dann kann es durchaus Spass machen. Wenn man dahin geneigt ist, kann es durchaus das Richtige sein. Ist nicht für jeden das Richtige, man braucht einen Online-Broker-Account und so weiter, aber grundsätzlich, wie du sagst, ein Budget für das Zocken.
Und es wäre ein Kanal. Ich könnte die Emotion aus der langfristigen, langweiligen, langfristigen Anlage rausnehmen und dahin fokussieren.
Genau. Unfokussieren der Emotionen.
Guter Tipp. Danke, David. Hättest du vor zehn Jahren sagen müssen. Hast du noch so einen praktischen Tipp? Vielleicht sogar den praktischen Tipp der Woche.
Wenn du beim Investieren zu emotional bist, dann würde ich dir raten, womöglich die langfristige Investition im Auge zu behalten. Das heisst, wir konzentrieren uns immer aufs Langfristige. Wenn du im Einzelaktienbereich tätig sein willst, wie du gesagt hast. Budgetieren wir für die Einzelaktien und schauen uns die Rollercoasterfahrt an, aber bitte langfristig Pensionsvorsorge, Kindervorsorge, Frauenvorsorge, bitte nicht zu emotional betrachten.
Okay, also du meinst, was soll ich tun, weil es ja jeden betrifft, jeder ist emotional, auch beim Investieren. Der eine gibt es halt mehr zu als der andere. Oder den einen trifft es vielleicht stärker als die andere oder umgekehrt. Aber man kann sich schon hinterfragen, ob man selbst zu emotional beim Investieren ist. Und da muss man wirklich kritisch sein, weil man sich oft in eine Aktie verliebt, die man selbst hat. Um beim Nokia-Beispiel zu bleiben, weil es halt so cool war in den Nullerjahren. Waren das die Nullerjahre?
Das waren die Nullerjahre. Das war schon fast der Anfang der Nullerjahre.
Kein Wahnsinn.
Aber es stimmt, was du sagst. Der Aktienmarkt erlaubt dir ja auch, Firmen oder Ideen zu unterstützen, hinter denen du stehst. Das heißt, du kannst dir verschiedene Firmen in Bereichen suchen, wenn sie im Aktienmarkt erhältlich sind. Diese kannst du mit Einzelaktien unterstützen, weil das Geld vom Kauf der Aktie ja an die Firma geht und mit diesem zusätzlichen Kapital kann die Firma dann reinvestieren, R&D und so weiter machen. Das heißt, wenn du einen Bereich hast, das kann alles Mögliche sein. Das kann Tierschutz sein, das kann ESG-Investment sein. Man kann gewisse Bereiche, nachhaltiges Investieren, unterstützen, indem man in Firmen investiert, an die man glaubt. Und wenn es dann innerhalb des Budgets, also des Zockerbudgets, das wir festgelegt haben, wenn es innerhalb dieses Rahmens passiert, dann kann es durchaus emotional auch Spaß machen. Du weißt, dass du etwas kurzfristig unterstützen kannst mit dieser Volatilität oder auch langfristig. Und es nimmt deine Konzentration oder deinen Fokus vom Langfristigen weg und die Emotionen hin zur Einzelaktie.
Wenn euch der Tipp gefallen hat, wenn euch die Folge gefallen hat, wenn ihr davon etwas mitnehmen konntet, die Emotion raus aus dem langfristigen Investment, rein in kurzfristiges Zockerbudget, aber nur ein kleines Budget. Wenn euch das gefällt, lasst uns ein Like da, abonniert den Kanal, schreibt uns vielleicht in die Kommentare, ob ihr mehr von diesen Basics wissen wollt, über die sonst eigentlich kaum jemand spricht beim Veranlagen, weil es geht um dein Geld. Schreibt es uns rein. Wir würden uns freuen, wir freuen uns auf nächste Woche, wenn du wieder dabei bist. Und bis dahin, vielen Dank fürs Dabeisein. Tschüss, Baba. Ciao, Pfiat euch.