Bausparen in 🇦🇹: Schlecht für Kinder?

Bausparen gehört in Österreich noch immer zu den beliebtesten Sparformen: Die staatliche Prämie klingt verlockend – aber ist der Bausparer noch zeitgemäß?

Podcast-Aufzeichnung

Podcast-Aufzeichnung vom 8. Oktober 2024

Die wichtigsten Punkte dieses Podcasts

Staatliche Prämie

  • Gesetzliche Grundlage: § 108 Einkommensteuergesetz
  • Höhe der Prämie: 1,5% bis 4%, aktuell meist 1,5%
  • Einmalige Prämie: Keine Zinsen, sondern einmalige Prämie auf Einzahlung
  • Effektive Verzinsung: 0,2% pro Jahr über sechs Jahre

Verzinsung

  • Aktuelle Zinsen: 2,2% bis 2,4%
  • Vergleich: Gebundenes Sparbuch bietet höhere Zinsen

Nutzung des Bausparers

  • Primärer Nutzen: Bauspardarlehen
  • Zielgruppe: Personen mit durchschnittlicher Bonität, die bessere Kreditkonditionen suchen
  • Kein Sparprodukt: Nicht geeignet für reines Sparen

Missbrauch des Bausparers

  • Verlustausgleich: Nutzung zur Deckung von Girokonto-Minus
  • Verzugszinsen: Hohe Zinsen auf Girokonto-Minus (10-20%)
  • Flexibilität: Sechs Jahre gebunden, kein Zugriff auf Kapital

Bausparen für Kinder

  • Problem: Langfristige Kaufkraftverluste (30-40% über 24 Jahre)
  • Alternativen: Sparbuch für kurzfristige Anlagen, Netto-Polizze für langfristige Vorsorge

Statistiken und gesellschaftliche Aspekte

  • Anzahl der Bausparverträge: 3,3 Millionen in Österreich (2022)
  • Sparquote: Österreich ist Top-Sparer im EU-Vergleich (13-14% des Nettoeinkommens)
  • Finanzielle Bildung: Wichtig für bessere Anlageentscheidungen

Alternativen zum Bausparer

  • Kurzfristig: Tagesgeld, Festgeld, Geldmarktfonds
  • Langfristig: Netto-Polizze, Sparbuch

Tipps

  • Werbegeschenke hinterfragen: Kritisch prüfen, ob Geschenke den Kauf rechtfertigen
  • Finanzprodukte bewusst kaufen: Nutzen maximieren, nicht den der verkaufenden Partei

Fazit

  • Bausparer: Nur für Bauspardarlehen sinnvoll, nicht für Sparen
  • Finanzielle Bildung: Schlüssel zur besseren Anlageentscheidungen

Transkript zum Nachlesen und Suchen

Heute geht es um einen Klassiker, das Bausparen. Klingt schon altmodisch, deswegen habe ich Finanzprofi Marcel gefragt, ob Bausparer heutzutage überhaupt noch etwas bringen. Seine Antworten aus der Praxis werden dich überraschen, zum Beispiel warum drei Bausparer schlechter sind als einer. Schau dir das an, es lohnt sich. Praktisch veranlagt, der Podcast für alle, die Finanzen lieber selber machen. Mit praktischen Veranlagungstipps aus der Veranlagungspraxis. Hallo, mein Name ist Michael. Ich stelle stellvertretend für dich, für euch naive Fragen zum Thema Geld und Geldanlage. Und unser Finanzprofi Marcel liefert schlaue Antworten aus der Praxis.

Ich versuche es zumindest, damit dir mehr Geld bleibt.

Wir arbeiten beide für fynup, den Marktvergleich für Geldanlage in Österreich, haben also wirklich Einblick und Überblick. Und unser Thema heute: Bausparer schlecht für Kinder. Das ist ein sehr provokanter Titel, weil wir gewohnt sind, dass Bausparen gut ist. Denn es ist ein Klassiker, der eigentlich immer sehr beliebt war und immer noch ein bisschen beliebt ist. Vielleicht hat die Beliebtheit etwas abgenommen. Es gibt eine staatliche Prämie. Früher gab es sogar noch richtige Werbegeschenke beim Abschluss. Also so richtig gute Geschenke, besser noch als beim Weltspartag. Aber wie ist das heute? Also wir kennen das ja, die Geschenke gibt es schon länger nicht mehr. Die Zinsen waren dann auch mal so richtig, naja, das hat auch nicht so gut ausgesehen. Aber wie ist es jetzt? Lohnt sich Bausparen überhaupt noch, Marcel?

Das schauen wir uns jetzt an. Vielleicht müssen wir da wirklich einmal reinschauen, was der Bausparer ist. Du hast die zwei wichtigsten Dinge schon angesprochen. Das heißt, es gibt eine Verzinsung und es gibt eine staatliche Prämie. Mit der würde ich auch beginnen. Diese staatliche Prämie ist wirklich gesetzlich definiert. Das heißt, in § 108 Einkommensteuergesetz wird definiert, dass die Bausparerprämie zwischen 1,5 und 4 Prozent liegt. Es obliegt dann immer dem Finanzminister, diese auch festzusetzen. Da kann man dazu sagen, die ist die letzten Jahre nahezu immer auf 1,5% gewesen. Das heißt weit, weit, weit von meiner Zeit zumindest. Wahrscheinlich irgendwo rund um 2010 oder davor war es dann noch höher. Das heißt, die kann auch immer verändert werden. Und 1,5% an Prämie, ganz, ganz wichtig, ist kein Zins.

Was heißt das denn?

Genau, also man bekommt wirklich einmalig auf die Einzahlung 1,5%. Das heißt, wenn du 100 Euro einzahlst, bekommst du bei der Einzahlung, also beim Zufluss dieser 100 Euro, 1,50 Euro, also 1,5% an Prämie. Die 100 Euro, was da im ersten Jahr reinfließen, die werden im zweiten, dritten, vierten, fünften oder sechsten Jahr dann nicht mehr mit einer Prämie gefördert. Das heißt, du bekommst einmalig auf diese 100 Euro 1,5 Prozent. Über sechs Jahre aus reiner Prämien-Sicht ist das nicht die beste Verzinsung. Das kann man dazu sagen. Das heißt, da sind wir noch dran.

Es klingt besser, als es wirklich ist. Also man denkt sich ja bei 1,5 Prozent staatlicher Prämie, hui, da kommen wir nochmal 1,5 Prozent Zinsen drauf, weil das ja vermischt wird im Kopf.

Genau, und das ist ganz, ganz wichtig. Es sind keine Zinsen. Wenn man das über sechs Jahre hält, dann werden aus 1,5% staatlicher Prämie als Zinssatz eher 0,2% per anno. Das heißt, da geht es gleich mal ordentlich runter und das macht nicht den Riesenunterschied, was da auf die tatsächlichen Zinsen raufkommt.

Man könnte fast von einem Marketing-Gag sprechen.

Das ist auf jeden Fall schön formuliert.

Ja, verstehe.

Und das Zweite, was natürlich wichtig ist, ist die Verzinsung selbst. Das heißt, die Verzinsung obliegt dann immer dem Finanzinstitut, also der Bank, bei dem man das Produkt kauft. Das ist ja bei uns auch immer wichtig, man kauft Finanzprodukte, beziehungsweise werden sie oft verkauft. Das ist eine bewusste Entscheidung. Die Zinsen derzeit, das haben wir im Vorgang angeschaut, gibt es auch einen Bankenrechner, zum Beispiel Arbeiterkammer. Da kann man reinschauen, im Fixzinsbereich sind wir da derzeit bei 2,2, 2,3, maximal 2,4. Das heißt, das sind wirklich Zinserwartungen, was man da haben darf, dass man das vielleicht auch wieder an den Kontext stellt. Mit sowohl Variablen als auch fixen Verzinsungen ist man beim Sparbuch, also gebundenem Sparbuch sogar etwas höher, ist man über die Sätze drüber. Das heißt, aus reiner Renditesicht macht das Produkt überhaupt keinen Sinn zum Sparen.

Also für Sparen ist es nicht eigentlich interessant. Wofür kann man dann den Bausparer nutzen?

Der Name gibt es ja schon her.

Im Namen kommt Sparen vor, aber es ist nicht für Sparen.

Das Bauen haben wir auch drin. Das heißt, es geht natürlich um Bauspardarlehen. Ganz, ganz wichtig. Man kauft diese Bausparer auch bei einer Bausparkasse. Das heißt, im Hintergrund werden die Kundengelder gesammelt. Kennt man die Laufzeiten und damit werden dann eben Darlehen, Kredite vergeben. Und das Interessante am Bausparer grundsätzlich ist, dass man beim Abschluss des Bausparvertrages bereits den künftigen Zins kennt bzw. sehr, sehr gut abschätzen kann, wenn er variabel ist. Und da ist auch der Hauptgrund, wo das Produkt eigentlich für Anlegerinnen sinnvoll werden kann, ist, wenn dieser Zins besser ist als der Zins, den die Personen am Markt derzeit bekommen würden. Und dass man da vielleicht eine Einschätzung geben kann. Wenn ich eine sehr, sehr hohe Bonität habe, das heißt, wenn ich eine Personengruppe, also zum Beispiel Pärchen, Familie, was auch immer, Person alleine bin, die was eben gute finanzielle Verhältnisse aufweist, hohe Bonität, also hohe Kreditwürdigkeit, dann bin ich in den meisten Fällen mit einem normalen Kreditangebot besser als bei einem Bauspar-Darlehen. Ist es aber so, dass ich einfach in einer normaleren finanziellen Situation bin und eben nicht die beste, beste Bonität aufweise, sondern nur eine gute oder durchschnittliche Bonität, dann kann es interessant sein, dass man sich Bausparteien anschaut, weil ich möglicherweise hier interessantere Kreditkonditionen bekomme als am freien Markt.

Okay, ich brauche den Bausparer. Wenn ich nicht so eine hohe Kreditwürdigkeit habe, damit ich dann ein günstigeres Darlehen bekomme. Also es ist nicht fürs Sparen, sondern dafür, dass ich dann ein Bauspardarlehen bekomme, oder?

Genau, das ist absoluter Nutzen und da gibt es dann wirklich Vorteile. Da muss man natürlich einfach die finanzielle Situation von sich selbst einschätzen können. Und wenn es einen Nutzen bringt, dass ich künftig dann einfach auf Fremden... Finanzierungsseite besser aussteige, macht es natürlich Sinn, dass ich am Bausparer nutze, um das Anrecht auf diesen Zins zu gewinnen. Wenn das nicht der Grund ist, dann wird der Bausparer sehr, sehr schnell obsolet.

Also richtig auch fürs Bauen, wie der Name sagt oder ähnliche. Ähnlich große Anschaffungen, falls überhaupt noch irgendjemand genug Geld hat oder Möglichkeiten umzubauen im Moment.

Und ansonsten, du hast ja ein wichtiges Thema angesprochen, wir haben es jetzt noch nicht so breit gehabt, aber man muss ja da immer aufpassen. Es gibt ja, glaube ich, auch bei Darlehen wird ja auf politischer Ebene was getan. Das heißt, immer bitte informieren. Da hätte ja auch was kommen sollen. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst oder kommt noch. Das heißt, es gibt natürlich immer Incentives. Man muss einfach schauen, wie die strukturiert sind. Und beim Bausparer kann man da mal klar auf Sparseite sagen, das Incentive ist nicht das Sparen. Das ist dann wirklich für Personen, die sich irgendwo auf Kreditseite verbessern können.

Okay, und bei Kredit immer aktuell informieren, was gerade die Politik versucht zu ändern oder schon geändert hat. Verstehe. Ja, wenn er nicht fürs Sparen genutzt hat, wird und nur mehr für dieses Darlehen, also genutzt werden soll, Entschuldigung, und nur für das Darlehen eigentlich sich gut eignet, dann frage ich mich, wofür wird denn noch Missbrauch der Bausparer?

Das ist eine wirklich gute, gute Frage und wir kommen dann auch zu Zahlen, aber vielleicht erst aus der Praxis wieder. Das heißt, wir merken es ganz, ganz oft, dass der Bausparer leider einfach zum Verlustausgleich eingesetzt wird. Das heißt, wenn man vielleicht einmal das Sparverhalten von Österreichern anschaut, ist das grundsätzlich sehr, sehr gut. Das heißt, diese Sparrate von Österreichern im Europavergleich ist ja sehr gut. Allerdings nutzen viele den Bausparer, dass er einfach... bewusst was weglegen müssen, weil das wird ja abgebucht und da wird dann sechs Jahre Bausparer aufgebaut. Und auf der anderen Seite wird es als Verlustausgleich genutzt, dass nach den sechs Jahren das Girokonto, was womöglich weniger Kapital aufweist oder sogar negatives Kapital aufweist, ausgeglichen wird.

Auf Deutsch, wenn man im Minus ist. Also man wird vorher gezwungen, dass man brav spart, dass man was weglegt. Und gleichzeitig denkt man sich, beim Girokonto ist es eh wurscht. Ich komme ins Minus, ist ja egal. Und irgendwann kommt eh der Bausparer und gleicht das wieder aus. Nächstes Jahr im April kriege ich den Bausparer raus und dann bin ich wieder gleich im Girokonto. Und das ist schlecht.

Das ist absolut schlecht, weil Verzugszinsen auf Girokonten sind gerne mal 10, 15, teilweise 20 Prozent, je nach Bank. Da zahlt man ordentlich drauf. Das heißt, der Bausparer wird noch unrentabler, als er schon ist als Sparprodukt. Und das hat zwar psychologische Komponente, die aber sehr gut zum Herausstreichen ist. Das heißt, wenn man wirklich kontinuierlich, radierlich, also in dem Fall monatlich, irgendwo sein Geld hingibt, ist das ein absolut positiver Effekt. Der wird dann in dem Fall komplett falsch eingesetzt, Kundinnen steigen so dann noch schlechter aus, weil sie hohe Zinsen für den Minusbereich zahlen und für den positiven Bereich bekommen sie ganz, ganz wenig.

Also sie zwingen sich, was ja gut wäre, was wegzulegen, kommen da ins Minus, wegen dem Weglegen oder weil sie wenig Disziplin haben. Und dieses Minus ist aber teurer als der Gewinn auf der anderen Seite beim Bausparen.

Absolut. Und da muss es sicher noch betont werden, da sieht man auch, wie wenig flexibel auch der Bausparer ist. Da sind wir jetzt nicht ganz stark darauf eingegangen, aber da gibt es ja Laufzeiten von sechs Jahren fix. Das heißt, man hat in dieser Zwischenzeit gar keinen Zugriff auf das Kapital, beziehungsweise nur, wenn man penalen Abschläge in Kauf nehmen möchte. Und das ist natürlich eine verkehrte Welt, würde ich sagen. Wenn jetzt jemand irgendwo einen Polster aufbauen möchte, dass er das mit dem Bausparer macht, weil der Polster ist ja dafür gedacht, wenn irgendwo finanzielle Not wegen Geschirrspüler oder was auch immer auftaucht, dass man da Zugriff hat und nicht, dass man alle sechs Jahre nur die Not ausgleichen kann.

Okay, das ist falsch. Also für ein Notgroschen ist es falsch, weil ich... nicht sofort zugreifen kann, sondern erst in sechs Jahren. Dann wird es teuer, weil ich es zwischenfinanzieren muss durch ein Minus.

Genau. In der Praxis gibt es aber sicher noch einen Fall.

Noch ein Missbrauch.

Da gibt es noch einen Missbrauch. Das ist in dem Fall wahrscheinlich, ich würde schon sagen, einfach ein altersbedingtes. Ich möchte nicht Krankheit sagen, aber eine Gewohnheit. Also was viele sicher auch aus dem Bekanntenkreisumfeld kennen, dass bei Kindern gern mal von den Eltern oder auch Großeltern der Bausparer angefangen wird, was die besten Intentionen inne hat.

Du meinst, man spart für die Kinder?

Genau, man spart für die Kinder, für die Enkel und da kommt glücklicherweise ein neues Kind auf die Welt und jeder möchte dem das Beste im Leben wünschen und natürlich auch finanziell weiterhelfen. Da werden vielleicht Bausparer eingerichtet und dann kommt das Kind auf die Welt, ist sechs Jahre, der erste Bausparer ist heraus und dann kommt drauf, das Geld wird nicht unbedingt benötigt.

Weil das Kind mit sechs noch kein Auto kauft oder so.

Es gäbe auch Autos mit sechs, aber in vielen Fällen merken wir es wieder aus der Praxis, dass einfach dann von sechs bis zwölf der nächste Bausparer folgt und von zwölf bis 18 oft noch der nächste. Und sollten die Kinder studieren, ist es auch keine Seltenheit, was ich mitbekomme, dass der vierte auch noch folgen kann. Ist dann absolut schwierig, weil man hat dann, und das kann man relativ hart sagen, 24 Jahre nur Kaufkraft verloren. Das heißt, die Zinsen allein, wenn man es sich jetzt historisch 24 Jahre betrachtet, hat man da Kaufkraftverlust von 30-40% erlitten. Ist absolut schwierig, weil natürlich die positive Intention da war, diesem Kind so gut es möglich zu helfen. Und man ist dann in die Bank gegangen und hat leider ein Produkt gekauft, was eben nicht den größten Nutzen gebracht hat.

Also das gäbe für den Zeithorizont, 18 oder 24 Jahre viel bessere Anlagemöglichkeiten. Wenn du eh schon weißt, das Kind braucht mit 6 kein Auto und mit 12 maximal ein Fahrrad, was wahrscheinlich auch günstiger ist, als das, was rauskommt, dann würdest du etwas anderes empfehlen?

Absolut. Das heißt, wir sind da dann sozusagen, gib jedem Euro die richtige Aufgabe, also wieder in Anlagehorizonte, also wie lange ich Geld anlegen möchte. Da kommen dann komplett unterschiedliche Produkte. dabei raus und da sieht man, da ist sicher eine Mischung aus. In dem Fall, wenn man zum Beispiel wirklich kurzfristig was hingeben möchte, weil vielleicht braucht das Kind auch mit 7, 8 was in der Schule, wenn irgendwo schon die erste Schulreise ansteht, dann kann man ja das auf ein Sparbuch packen. Wenn es aber 18, 20 Jahre ist, dann kann man das in eine Netto-Polizze packen, wo das Kind das zukünftig auch übernehmen kann und wirklich von einem Zinseszins profitiert. Das heißt, da sind wir wieder klar in der Aufteilung und dann in der Maximierung der Summe.

Also viel besser verteilen das Geld, auch für kleine Stunden. Also richtige Vorsorge machen.

Genau, richtige Vorsorge.

Deswegen der Titel Bausparer schlecht für Kinder. Verstehe. Aber das machen ja sehr viele. Das weiß ich schon aus dem Bekanntenkreis. Wie viele sind da so betroffen?

Jetzt müssen sich alle festhalten. Das heißt, Statistik besteht aus... 2022, also von Statista. Da waren es in Österreich 3,3 Millionen Bausparverträge in Österreich.

Immer noch so viele.

Sehr viele. Und da kann man jetzt auch gleich die besprochenen Dinge von uns ein bisschen in Kontext stellen. Ich glaube nicht, dass 3,3 Millionen Österreicher in den nächsten sechs Jahren bauen. Das heißt, das Produkt wird einfach missbraucht zum Sparen und ist da leider Ganz, ganz, ganz an der falschen Ecke.

Okay. Also wenn man einen Bausparer hat, sollte man sich überlegen, wofür man hat und ob es nicht etwas Besseres gäbe. Genau. Und wenn man überlegt, ob es für die Kinder, für die Kinder mache ich jetzt einen Bausparer, oder für die Enkel, zweimal nachdenken, ob es vielleicht noch etwas Besseres gäbe.

Richtig.

Dann tut man nämlich den Kindern wirklich etwas Gutes, glaube ich, wenn da hinten zum 18., also ich hätte mich gefreut, wenn da so ein Riesenpotzen rauskommt. Und nicht nur scheinbar. Egal. Aber wieso machen das so viele?

Es ist schwierig. Ich glaube, dass es ein vieles gelerntes Verhalten ist. Das heißt, da gibt es aus Datensicht relativ wenig dazu.

Das ist eigentlich schon fast ein gesellschaftlicher Aspekt. Wir beleuchten ja jedes Finanzthema immer auch aus dem gesellschaftlichen Blickwinkel. Was bedeutet das für die Gesellschaft? Trifft es ja da genau. Warum machen das in Österreich immer noch so viele, obwohl es keine superigen Geschenke mehr gibt?

Und ich wiederhole es da ganz, ganz kurz nochmal. Daten gibt es dazu relativ wenige. Das heißt, auch Bausparer, die verschwinden jetzt nicht vom Markt, obwohl die reine Berechtigung aufgrund der Verzinsung nicht unbedingt gegeben ist. Das heißt, es ist einfach, dass jeder Mensch nahezu irgendwo einmal das gehört hat, da hat jemand seinen Bausparer rausbekommen. Oder man war selbst in der Situation, man ist 18 und hat den Bausparer rausbekommen oder man war noch 30 und die Eltern haben es trotzdem gemacht oder die Eltern haben es für das eigene Kind gemacht, also für die Enkel und das war nachher eine finanzielle Hilfe. Das heißt, da geht ja auch etwas Positives, also eine positive Erfahrung damit einher. Das Problem ist, dass viele einfach die andere Seite der Medaille ja gar nicht kennen, dass sie wissen, was die entgangenen Gewinne oder die entgangenen Kosten dabei sind. Sozusagen die Opportunitätskosten, weil ich mich dafür entschieden habe. Und da geht einfach viel Geld verloren.

Also sie sparen eigentlich brav die ÖsterreicherInnen, aber es lohnt sich nicht für sie.

Ja, also man hat absolut, Österreich ist unter den Top-Sparern im EU-Vergleich. Ich glaube, die Daten sollten bei circa 13, 14 Prozent, bin mir jetzt unsicher, ich glaube vom Nettoeinkommen sein. Und das sind sehr, sehr, sehr gute Werte. Das heißt, dieser Sparen ist bei uns kulturell gut integriert, was ja ein positiver Faktor ist. Das Wie ist das Problem.

Okay, was könnte man da machen?

Finanzielle Bildung.

Immer das Gleiche. Leider immer das Gleiche sagen, finanzielle Bildung. Aber es ist so wichtig, deswegen machen wir auch diesen Podcast. Vielleicht hilft es ja ein bisschen, dass man angestoßen wird. Und vielleicht kann der eine oder die andere in der Community was lernen. Und das bringt uns zur Frage aus der Community, die natürlich auch mit Bausparer zu tun hat. Der Bausparer scheint nicht mehr viel zu bringen. Gibt es Alternativen für vier bis fünf Jahre, also kurzfristige Alternativen? Also so wie der Bausparer vielleicht ein bisschen kürzer, ein bisschen länger. Gibt es da was?

Ja, gibt es was. Das heißt vor allem im kurzfristigen Bereich, man hat Tagesfestgeld, was man absolut nutzen kann. Tagesgeld ist nichts anderes wie das Sparbuch, was viele kennen. Das Festgeld ist nichts anderes wie ein gebundenes Sparbuch und da liegen die Zinsen absolut. über dem Bausparer. Und das Wichtige dabei ist, wenn man kurzfristig denkt, muss man Liquidität, also die Möglichkeit, auf das Kapital zuzugreifen, mit einberechnen. Und da ist der Bausparer, fällt er einfach durch, weil er sechs Jahre gebunden ist. Sonst hat man die staatliche Prämie sowieso nicht.

Also diese 1,50 auf 100 Euro muss man dann wieder zurückzahlen, oder was?

Genau, da gibt es dann Abschläge.

Das ist ja ein doppelter Marketing-Schmick.

Ja, und man braucht es da nur vergleichen. Wenn man wirklich zufälligerweise diese sechs Jahre als Horizont im Kopf hat, dann ist man mit einem gebundenen Sparbuch, also dem Festgeld, in den meisten Fällen besser. Und dafür gibt es Online-Vergleiche. Ich habe schon vorhin den Bankenrechner RAK genannt. Und es gibt natürlich auch andere Portale, was man sich einfach anschauen kann, googeln kann. Da steigt man besser aus. Und wenn man das Geld aber flexibel haben möchte, dann kann man sie einfach auf ein Sparbuch legen. Oder was eine andere Möglichkeit wäre, ist einfach Geldmarktfonds zu nutzen, die was eben auch kurzfristig verzinsliche Wertpapiere anleihen. Drin haben, geringer Schwankungen unterliegen, sozusagen die Zinsen am Markt abbilden, ist aber wahrscheinlich ein tieferes Thema, ist aber eine absolute Möglichkeit. Der Sinn hier bei einem Geldmarkt ist vor allem der, dass man da einen Fonds nutzt, ist, wenn man über 100.000 ist, das heißt über 100.000 Euro, was man kurzfristig irgendwo hinpacken muss, weil man das vielleicht als Eigenkapital für eine Immobilie braucht, dann macht es natürlich absolut Sinn, dass man vielleicht einen Geldmarktfonds nimmt, weil wir wissen in Österreich, Einlagensicherung bis 100.000 Euro, darüber hinaus ist man nicht besichert. Wenn man jetzt alles in einem Produkt haben möchte, kann man einen Geldmarktfonds dazunehmen für das, was... darüber steigt oder aufteilt. Und sollte man den Geldmarktfonds nicht haben wollen, dann bitte, sollte man über 100.000 Euro kommen, zwei Banken, wirklich zwei unterschiedliche Banken hernehmen, sodass man einfach dann sicher ist und trotzdem aus Renditesicht besser wie der Bausparer.

Wer sich da vertiefen will, es gibt eine eigene Folge dazu zur Einlagensicherung in Österreich, wie sicher die überhaupt ist und worauf man achten sollte. Und daher wurde auch der Geldmarktfonds, glaube ich, ein bisschen beherrscht. Handeln, dass ich da vertiefen will. Ja super, vielen Dank. Ich glaube, die Frage ist gut beantwortet. Es gibt Alternativen zum Bausparer, nicht nur für Kinder- und Enkelvorsorge, sondern auch für vier bis fünf Jahre. Ja, das bringt uns eigentlich schon zu deinem Tipp der Woche. Was ist der Tipp, der praktische Tipp der Woche aus der Praxis?

Ja, also wir gehen ja jetzt in Herbst, das heißt der Weltspartag steht an und da ist ganz... Bitte? Das stimmt. Ich bin schon ganz nervös. Ich freue mich auch schon. Und der Tipp ist ganz klar, Werbegeschenke kritisch hinterfragen. Das heißt, alles, was sozusagen immer ganz, ganz gut und schon ganz, ganz lange ganz, ganz super ist, muss nicht sein, dass es noch immer super ist. Nicht alles von gestern ist besser als heute. Und deshalb bitte kritisch sein bei dem, was ihr kauft. Ich sage mal, Bewusst kauft ihr diese Finanzprodukte, schaut, dass euer Nutzen maximiert wird und nicht der der verkaufenden Partei.

Du meinst, wenn es Werbegeschenke gibt, sollte man vorsichtig sein. Also wenn ein Schirm dabei ist, dann musst du dir bewusst sein, dass du den Schirm bezahlst. Wenn eine Autobahn-Vignette dabei ist, dann musst du dir bewusst sein, dass du letztlich diese Autobahn-Vignette bezahlst.

Ja.

Über versteckte Kosten, oder? Gar nicht so sehr versteckte Kosten, halt so, dass man es nicht gleich ausgewiesen sieht, dass es jetzt für die Autobahn-Vignette, die du als Geschenk geschenkt bekommst, sondern es steht etwas anderes da. Verstehe. Ja, guter Tipp. Werbegeschenke hinterfragen ist ein sehr guter Tipp. Ich glaube, das fasst es gut zusammen, dass man beim Bausparen aufpassen sollte. Die Werbegeschenke sind zwar nicht mehr so supprig wie früher, aber es ist trotzdem noch schlecht für Kinder.

Das stimmt.

Zumindest, wenn es eine langfristige Vorsorge ist. Danke, Marcel, für den Einblick zum Bausparer. Den sollte man wirklich hinterfragen. Und es gibt auch natürlich einen Anwendungsfall, wo er noch gut ist. Aber nur für den sollte er verwendet werden. Vielen Dank für diesen Tipp, für die vielen Tipps, für die Einblicke. Und wir freuen uns schon auf nächste Woche, wenn es wieder weitergeht und neue Tipps gibt. Wir würden uns freuen, wenn du wieder dabei bist. Den Podcast gibt es übrigens auf allen Plattformen und auf YouTube vor allem als Video. Und wir würden uns über ein Like oder ein Abo natürlich freuen. Dann entgeht dir auch der nächste Tipp von Marcel nicht.

Und ein Kommentar natürlich gerne.

Auch gerne, ja. Für die nächsten Fragen der Community.

Das heißt, im Bestfall haben wir 3,3 Millionen Kommentare, dass jeder, was einen Bausprache hat, kurz nur einen Punkt, einen Strich, was auch immer reinschreibt.

Sehr gut. Du musst die Arbeit erarbeiten. Vielen Dank. Der Marcel beantwortet alle persönlich. Vielen Dank fürs Dabeisein. Und bis nächste Woche, wenn der Marcel dann fertig ist mit den beantwortenden Kommentaren, dann hören wir uns wieder oder sehen uns auf YouTube. Also dann bis dann. Ciao, Baba.

Bis zum nächsten Mal.

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