ETF-Weltportfolio am Prüfstand: USA-Übergewicht gefährlich?

USA im Handelskrieg, ist das ETF-Weltportfolio mit seinem großen US-Anteil überhaupt noch zeitgemäß oder ist es schon höchste Zeit zum Eingreifen?

Podcast-Aufzeichnung

Podcast-Aufzeichnung vom 28. April 2025

Die wichtigsten Punkte dieses Podcasts

ETFs: Heiliger Gral oder neue Gefahr?

Vorteile von ETFs

  • Transparenz: ETFs bieten absolute Transparenz.
  • Günstige Kosten: ETFs haben niedrige Kosten von etwa 0,2% im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds, die 1,8 bis 3% kosten können.
  • Keine Provisionen: Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds fließen bei ETFs keine Provisionen an Banken oder Versicherungen.

Gefahren von ETFs

  • Passives Investieren: ETFs folgen einem Index und bewerten nicht einzelne Unternehmen. Dies kann zu Problemen führen, wenn schlechte Unternehmen im Index enthalten sind.
  • Fehlende Flexibilität: ETFs können nicht flexibel auf Marktveränderungen reagieren, da sie an den Index gebunden sind.
  • Kettenreaktion: Wenn viele Investoren blind in ETFs investieren, ohne die zugrunde liegenden Unternehmen zu bewerten, kann dies zu Marktungleichgewichten führen.

Aktive ETFs

  • Kritik: aktiv ETFs werden als Pervertierung des Passive Systems angesehen.
  • Kosten: aktiv ETFs sind teurer als Passive ETFs, oft 0,5% oder mehr.

Clean Shares

  • Definition: Clean Shares sind aktiv gemanagte Fonds ohne Provisionen, die institutionellen Investoren und Netto-Polizzen zugänglich sind.
  • Vorteile: Clean Shares können aktiv gemanagte Fonds ohne Provisionen sein, was sie kostengünstiger und flexibler macht.
  • Verfügbarkeit: Derzeit sind Clean Shares hauptsächlich über Netto-Polizzen verfügbar, aber es wird empfohlen, dass Online-Banken diese ebenfalls anbieten sollten.

Empfehlungen

  • Passives Investieren: Wenn passiv investiert wird, sollten wirklich Passive ETFs genutzt werden.
  • Aktives Investieren: Wenn aktiv investiert wird, sind Clean Shares eine bessere Wahl als aktiv ETFs.
  • Gesellschaftliche Auswirkungen: Die Gesellschaft sollte besonnen und strategisch investieren, anstatt blind Modetrends zu folgen.

Praktischer Tipp der Woche

  • Passiv vs. aktiv: Wenn passiv, dann passiv. Wenn aktiv, dann ein Fondsmanager flexibel als ein aktivr ETF.

Fazit

  • ETFs: Nicht alles, was ETF ist, glänzt golden. Es ist wichtig, genau hinzuschauen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
  • Clean Shares: Eine gute Ergänzung zu ETFs, die der Gesellschaft durch Transparenz und geringere Kosten zugutekommen können.

Transkript zum Nachlesen und Suchen

Überall ETF, immer mehr ETF. Aber sind ETF immer noch der heilige Gral oder lauert eine neue Gefahr? Das habe ich Finanzprofi Wolfgang gefragt und seine Antworten liefern überraschende Einblicke. Es geht um dein Geld, schau dir das an. Praktisch veranlagt, der Podcast für alle, die Finanzen lieber selber machen. Mit praktischen Veranlagungstipps aus der Veranlagungspraxis. Hallo, mein Name ist Michael. Ich stelle stellvertretend für dich, für euch naive Fragen zum Thema Geld und Geldanlage und unser Finanzprofi Wolfgang liefert schlaue Antworten aus der Praxis.

Ja genau, damit dir von deinem Geld mehr bleibt.

Wir arbeiten beide für fynup. Den Marktvergleich für Geldanlage in Österreich haben wir als wirklich Einblick und Überblick. Und unser Thema heute: ETFs, heiliger Gral oder neue Gefahr. ETFs erfreuen sich ja seit Jahren steigender und immer noch größerer Beliebtheit und Anleger wissen oft gar nicht, was sie da überhaupt haben. Hauptsache ETF. Und wenn man nicht genau Bescheid weiß, birgt das ja prinzipiell schon eine Gefahr. Und wenn etwas über den grünen Klee gelobt wird, eigentlich auch. Und deswegen frage ich heute Finanzprofi Wolfgang: Sind ETFs immer noch ein heiliger Gral oder vielleicht lauert da eine neue Gefahr, die keiner sieht, weil keiner hinschaut?

Genau. Es ist so, Michael, dass man einfach wirklich genauer hinschauen muss, je trendiger etwas ist. Und ETFs sind 100% im Trend. Immer mehr Leute investieren in ETFs, obwohl wir oft wahrnehmen in unseren Beratungsgesprächen, dass Menschen oft gar nicht genau wissen, was hinter dem ETF steckt. Deswegen ist es wichtig, dass wir es vielleicht mal kurz aufdröseln und uns auch anschauen, wo mögliche Gefahren drohen könnten, weil wenn man unreflektiert investiert, dann ist es gefährlich, wie du schon gesagt hast. Starten wir vielleicht einmal ganz kurz beim Investieren an sich. Seit 1928 gibt es aktiv gemanagte Fonds. ETFs wurden von John Bogle, im Prinzip die Vorläufer von ETFs sind ja Indexfonds, das passive Investieren, hat der John Bogle in den 50er Jahren eine Diplomarbeit geschrieben, 1976 glaube ich, wurde der erste ETF aufgelegt in Amerika von Wells Fargo. 1990 wurde dann der erste ETF in Kanada aufgelegt. Wirklich in die Breite gekommen sind ETFs nach der großen Dotcom-Blase, nach dem Platzen der großen Dotcom-Blase im Jahr 2003. Und wirklich den großen Boost bekommen haben ETFs nach der Finanzkrise 2008. Das heißt, wirklich in der breiten Bevölkerung sind ETFs im Prinzip erst seit 10, 15 Jahren. Und da gibt es so einen Spruch von Warren Buffett, einer der größten Investoren unserer Zeit, der sagt, was am Anfang der Intelligente gemacht hat, macht am Ende der Dumme. Und da muss man jetzt ein bisschen genauer hinschauen, ist man jetzt der Dumme, wenn man in ETF investiert oder ist man noch der schlaue Max oder ist es diesmal anders, dass der Trend oder diese Modeerscheinung ETF, dass es gar keine Modeerscheinung ist, sondern dass die gekommen sind, um zu bleiben. Und das können wir uns ein bisschen anschauen im Detail.

Was gibt es denn? Also es klingt ja alles total gut beim ETF. passives Investieren, man muss sich um nichts kümmern, es ist total günstig, weil es automatisiert ist und es geht immer so mit. Also wenn neue Unternehmen dazukommen, dann kommen die in den Index und wenn alte wegbrechen, kommen die automatisch weg. Man muss sich um nichts kümmern, es geht alles automatisch und es ist super günstig. Wo liegen denn jetzt die Gefahren, die keiner sieht?

Genau, bevor ich zurückgefahren gehe, nur kurz, wie du schon gesagt hast, nur, dass ich es nochmal festmache, die großen Pluspunkte sind Transparenz, absolute Transparenz und günstige Kosten. 0,2% in etwa bei wirklich passive ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds, die ja meistens Kosten haben von 1,8 bis hin zu 3% Renditeverlust pro Jahr. Also da geht es wirklich ins Eingemachte. Also es gibt sehr viele aktiv gemanagte Fonds mit extrem hohen Kosten und da sind die ETFs wirklich ein reiner Segen mit 0,2% Renditeverlust, weil eben kein Mensch dahinter steht, kein Management-Team, das Unternehmen bewertet, kann das sehr, sehr günstig gemacht sein und das ist absolut der Pluspunkt. Und auch die klare Transparenz und dass bei ETFs keine Provisionen fließen wie bei aktiv gemanagten Fonds, aber dazu vielleicht ein bisschen später. Das ist der absolute Pluspunkt. Die Gefahren, die ein rein passives Investieren mit sich bringt oder bringen kann, ist, man kann es in etwa vergleichen, man fährt Auto, einer sitzt am Steuer, vier Leute sitzen im Auto. Das Verhältnis ist ein gutes, einer hat die Steuer übernommen und der weiß, wo es hingeht. Wenn aber plötzlich alle nur mehr Beifahrer sein möchten und niemand sitzt mehr am Lenkrad, dann kann es einmal gefährlich werden. Man sieht dann nämlich einfach nicht mehr, was ist gut und was ist schlecht. Und da müssen wir uns kurz die Mechanismen anschauen, wie denn Börsenbewertungen, wie der Kauf, Verkauf, wie der Wert eines Unternehmens überhaupt zustande kommt.

Das ist ja ein super Beispiel mit dem Kfz. Plötzlich sitzt keiner mehr am Steuer und alle sitzen nur mehr auf den Beifahrerplätzen. Warum ist das? Das muss man jetzt nochmal genau erklären. Warum ist das so? Wer wäre eigentlich am Steuer gesessen? Ist das der Fondsmanager quasi?

Genau. Schau, wenn ich mir etwas kaufe, ein Unternehmen kaufe, dann kann ich das bewerten. Ich kann ein Unternehmen bewerten von wie hoch ist der Kurs, also der Preis. Und wie hoch, welche Leistung bekomme ich da quasi? Also welchen Wert bekomme ich? Und den Wert eines Unternehmens kann ich mit verschiedenen Parametern messen. Zum Beispiel, wie viel Gewinn macht das Unternehmen? Und natürlich ist bei der Börse immer die Erwartungshaltung für die Zukunft. Das heißt, wo steht das Unternehmen jetzt? Wie könnte sich das Unternehmen entwickeln? Aber ich schaue hin, konkret zum Unternehmen und sage, okay, die sind jetzt. Ich glaube, die haben einen hohen Wert und der Preis ist günstig, deswegen kaufe ich. Habe ich das konkrete Unternehmen analysiert? Gibt es, wie gesagt, verschiedene Methoden. Wir wollen da hier nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Bei einem ETF fällt das total weg. Ich bewerte nicht mehr das Unternehmen, welchen Wert hat das Unternehmen und zu welchem Preis kaufe ich, sondern hier wird automatisiert. Alle Unternehmen, die in einem gewissen Index stecken, automatisch gekauft. Und das kann zu Problemen führen. Nehmen wir mal vielleicht das Beispiel her, Apple und Meta. Nehmen wir mal an, Apple ist das gute Unternehmen, das gute Gewinne macht und auch in der Zukunft sich gut entwickeln wird. Und Meta ist das Unternehmen, das sich vielleicht weniger gut entwickeln wird. Einfach nur beispielhaft. Als aktivr Fondsmanager kann ich hergehen und sagen, ich gewichte Apple über, ich kaufe zum Beispiel in meinem Fonds 5% Apple und Meta kaufe ich gar nicht.

Und beim Index würde ich kaufen 4% Apple und was halt die Prozente sind von Meta, so wie es tatsächlich in der Marktkapitalisierung sind, oder?

Genau, da geht es jetzt darum, nach welchem Index orientiere ich mich. Gehe ich zum Beispiel nach dem großen bekannten MSCI World oder MSCI All Country World Index, dann habe ich in etwa Apple mit 4,5% und Meta irgendwo bei 3%, je nachdem, wie die Märkte stehen. Und dann habe ich natürlich auch noch die Möglichkeit, dass ich aktiv gemanagte Fonds, ETFs nehme, aber ein auch ein aktiv gemanagter ETF hat ja immer einen Index als Basis. Und ich muss mir immer den Index natürlich zurechtrichten. Und ein Index kann zum Beispiel sagen, ich habe mehr oder weniger Amerika-Anteil, ich habe mehr oder weniger Technologie-Anteil oder ich habe gewisse Faktoren, wie zum Beispiel Value-Faktor oder Size-Faktor, also große Unternehmen oder kleine Unternehmen. Wenn aber jetzt Unternehmen wie Apple und Meta in derselben Schublade drinnen stecken. Beide sind in Amerika, beide sind IT-Unternehmen, beide sind großkapitalisierte Unternehmen, beide sind Wachstumsunternehmen. Also das heißt, ich habe immer die gleiche Schublade, dann kann ich beim Index den gar nicht so konzipieren, dass ich das eine Unternehmen drin habe und das andere nicht. Ich habe zwangsläufig immer beide drin. Ich kann vielleicht dann nur sagen, mit so einem gewichteten Index, ich kaufe ein Unternehmen maximal mit einem Prozent, also da gibt es ja unheimlich viele Variationen davon, dann habe ich halt beide Unternehmen mit einem Prozent gekauft. Aber ich kann nie konkret auf ein Unternehmen eingehen. Das kann ich nicht.

Das kann nur der aktiv, also der Fahrer.

Das kann nur der Fahrer, genau, weil der sagt, okay, ich kann das nehmen und das nicht. Oder vielleicht, lass mal ein anderes Beispiel, nehmen dann für die Auswahl, ich kaufe mir Erdbeeren. Ich kaufe mir Erdbeeren und sehe einfach, da sind 50 Erdbeeren in so einem Holzsteigerl und von den 50 sind 20 schlecht.

Schimplert.

Schimplert, wie man sagt. Dann nehme ich halt nur die 30 guten und die 20 schlechten nicht. Wenn aber der Index...

Da, wenn er dich sieht, der Erdbeermann. Dann fliegst du auch so aus dem Erdbeerland. Dann hängt dir nicht das ganze Kisterl mit.

Genau. Dann habe ich...

Aber logisch, man nimmt sich nur die Guten raus.

Genau, wenn ich davon überzeugt bin. dass das ganze Steigerl Erdbeeren mit den 50 Erdbeeren drinnen für mich genau passend ist, weil alle gut sind, alle gleich gut sind oder nach einem bestimmten Parameter, nach einem gewichteten Parameter, große Erdbeeren, kleine Erdbeeren, alles ist gut für mich, dann nehme ich das ganze Steigerl. Wenn ich aber sehe, da sind ein paar faul, dann will ich die gar nicht haben und will die durch andere ersetzen. Und diese Flexibilität fehlen ETFs per se. und so kommt man halt dann irgendwie dazu, dass man von dem rein passive Investitionsgedanken von ETFs, die das ja grundsätzlich gehabt haben, übergeht in aktiv ETFs, die dann auch verschiedene sich zurechtlegen, Faktoren sich zurechtlegen, wie sie die Menge eingrenzen. Die sagen dann einfach, ich kaufe da ein Steigerl Erdbeeren, da Marillen, da Weintrauben, aber sie kaufen immer das ganze Paket mit sich.

Und lösen diese aktivn ETF das Problem?

Ja, also der John Bogle, der Gründer von den Indexfonds, der hat einmal grundsätzlich gesagt, dass aktiv ETFs sind eine Pervertierung des passive Systems. Und meine Meinung ist hier auch ganz klar, wobei meine Meinung zählt nicht. Wir werden erst sehen in der Zukunft, welche aktiv ETFs sich wirklich durchsetzen. Und ich gehe davon aus, dass es auch so ist wie bei den aktiv gemanagten Einzelfonds, dass sehr viel ausgesiebt wird, weil einfach viele Strategien sinnlos sind.

ETF-Gurus dann falsch?

Naja, das wird man sehen. Die Finanzindustrie baut sich natürlich ständig irgendwelche neuen Informationen auf. Man muss sich zum Beispiel vorstellen, wir haben weltweit über 50.000 Börsen gelistete Unternehmen. Wir haben 40.000 Aktienfonds. Das heißt, fast jedes...

Langsam. 50.000 gelistete Aktienunternehmen, wo ich einzelne Aktien kaufen kann?

Genau. 50.000? Genau, so circa.

Und der ETF, der soll ja eigentlich viele davon abbilden. Also ich tue viele dieser Unternehmen in einen ETF. Das suche ich halt außer welche, oder irgendein Index oder irgendeine Regel sucht man raus, welche. Aber viele sollten da drin sein. Und von diesen, wo viele drin sind, gibt es 40.000.

Aktiv gemanagte Fonds habe ich da gemeint. Das heißt, aktiv gemanagte Fonds gibt es 40.000 bei 50.000 börsengelisteten Unternehmen. Das ist trotzdem ein extremes Verhältnis. Na klar, jede einzelne Aktie hat seinen eigenen Aktienfonds. Da sieht man schon die Sinnlosigkeit. Und es ist vielleicht wichtig, dass wir das auch mitnehmen, weil passive Investoren kritisieren ja zu Recht. Zurecht die aktiv gemanagten Fonds. Warum werden die zurecht kritisiert? Weil es 90% Schrott ist, die angeboten werden. Jede Bank, jede Kapitalanlagegesellschaft hat selber 20, 30, 40 Fonds. Die Qualität ist nachweislich schlecht. Es werden neue Fonds aufgelegt, die halten oft fünf bis zehn Jahre, dann werden sie wieder eingestampft, dann werden sie zusammengelegt, fusioniert. Das heißt, da ist eine riesengroße Bewegung im Markt. Das ist nicht eine Festlegung, jetzt gibt es einen Fonds, der hält dann die nächsten 50 Jahre, sondern die kommen wie die Schwammerl und sind wieder weg. Und da ist eine große Unruhe und zu Recht zeigen ja die wissenschaftlichen Untersuchungen, dass die aktiv gemanagten Fonds nicht den Index schlagen, also 90%, 95% schlagen den Index nicht. Das heißt, passives Investieren ist nachweislich, wissenschaftlich erwiesen, in der Vergangenheit besser gewesen. Der kleine Punkt, der da übersehen wird bei den Analysen, ist ein wichtiger. Und der wichtige Punkt ist Kostenunterschiede. Das heißt, ich habe, wie wir vorher schon gesagt haben beim ETF, Transparente Kosten, günstige Kosten 0,2%. Bei einem aktiv gemanagten Fonds habe ich meistens beim Aktienfonds 1,8 bis zu 3% und mehr geht das rauf. Nehmen wir mal zum leichter Rechnen 2%. Diese 2% bleiben aber gar nicht bei dem jeweiligen Fonds, sondern da gehen 50% bis zu 50%, die Hälfte, geht an Provisionen an die jeweilige Bank. Oder Versicherung. Man muss sich das so vorstellen, man hat in einem Supermarktregal einen Joghurt, man will, dass das Joghurt verkauft wird und dafür bezahlt man den Supermarkt. natürlich, wenn der Supermarkt das Joghurt mitverkauft. Und genauso ist es bei der Fondsindustrie auch. Da gibt es eben Provisionen, die dann zurückfließen von der Fondsebene auf die Bank. Das bezahlt der Kunde mit. Jetzt habe ich aber ein Ungleichgewicht. Jetzt vergleiche ich die passive ETFs ohne Provisionen. mit den aktivn Fonds, die aber Provisionen bezahlen. Und dadurch habe ich da alleine schon aus diesem Kostenunterschied unterschiedliche Messkriterien, die man bereinigen müsste. Das ist ein Punkt.

Die man bereinigen müsste, wenn man es ja als Konsument tatsächlich günstiger bekäme. Ist das so? Weil im Supermarkt zahle ich für das Joghurt ja einfach den Preis, der am Regal steht. Da steht ja auch nicht drin, was die Kosten für den Supermarkt sind. Gibt es sowas?

Genau, sowas gibt es für institutionelle schon lange oder für institutionelle, das heißt für ab einer Million, fünf Millionen sind da manchmal die Hürden, die kaufen diese aktiv gemanagten Fonds ohne Provisionen viel, viel günstiger. Das sind die sauberen Anteilsklassen, die nennt man dann eben Clean Shares, weil sie eben saubere Anteilsklassen sind. Und diese aktiv gemanagten Fonds ohne Provisionen, diese Clean Shares, wenn man die quasi um die Provision bereinigt und dann noch nicht alle analysiert, sondern wirklich die besten 10%, dann habe ich plötzlich ein ganz anderes Gewicht, welche Fonds schlagen den Index und welche Fonds schlagen den Index nicht. Und auf der Ebene muss man dann die Analyse ansetzen.

Das heißt im Klartext, plötzlich gibt es aktiv, die mit ETFs mithalten können oder sie zum Teil sogar schlagen, Also die Provisionen rausrechnen und die Gebühren und aktiv Clean Shares vergleicht mit ETF.

Genau so ist es. Und die Möglichkeit besteht. Innerhalb einer sogenannten Netto-Polizze kann man auch solche Clean Shares sogar schon ab 100 Euro Monatssparplan oder ab 10.000 Euro einmal erlagt bekommen. Das ist nicht mehr nur den Großinvestoren vorbehalten, sondern das ist jetzt auch für den kleinen Sparer möglich. Und sollte auch bei den Wertpapier-Depots bei Online-Banken wie Flatex und Trade Republic Einzug halten, das wäre eine absolut sinnvolle... Als Ergänzung zu den ETF-Möglichkeiten, die in großer Anzahl angeboten werden, sollte man auch auf diese Einzelfonds eingehen, weil sie einfach einen Vorteil haben.

Gibt es aber derzeit nur in dieser Netto-Polizzei, die wir eh schon öfter, da gibt es auch Videos dazu zum Steuerwunder. Netto-Polizzei, wir verlinken es und schreiben es in die Beschreibung.

Ja, gibt es derzeit fast nicht. Man muss das immer ein bisschen aufpassen. Einzelne Banken bieten nämlich Clean Shares an, aber nur die eigenen Fonds. Da ist wieder die Qualität sehr schlecht oder meistens sehr schlecht. Also man muss immer auf beide, auf alle Faktoren schauen. Und die zwei wichtigen Faktoren sind natürlich Kosten und Qualität. Und da muss man einfach schauen, welchen Fonds nehme ich? Muss es der sein von der Hausbank oder nehme ich den wirklich, der eine Region, eine Branche oder etwas abbildet von einer großen Kapitalanlagegesellschaft, die international tätig ist, die aber in Österreich einen zugelassenen Fonds hat. qualitativ hochwertiger als die Fonds von der Hausbank. Man muss ja immer schauen, welches Volumen wird verwaltet. Mit einem entsprechenden Volumen reduzieren sich dann automatisch auch die Kosten und die Qualität steigt. Das ist im Prinzip ein ganz logischer Zusammenhang auch. Das heißt, man muss eine hohe Qualität finden zu günstigen Kosten.

Und um nochmal beim Titel anzuknüpfen, heiliger Gral oder drohende Gefahr, was ist jetzt gescheiter? Clean Shares oder ETF?

Beides, sowohl als auch. Das ist eben das Schöne. Man muss nur auseinanderhalten, wenn ich beim passive Investieren bin, dann soll ich wirklich passiv investieren. Das heißt hier nicht dieses neue Spiel von aktivn ETFs, die ja auch meistens schon viel, viel teurer sind. Also ein passiver ETF kostet ca. 0,2% oder teilweise sogar günstiger. Ein aktivr ETF kostet meistens schon 0,5 Prozent oder mehr. Ein Clean Share zum Beispiel kostet ein günstiger oft schon nur mehr 0,8. Das heißt, da bin ich schon mal sehr nah dran. Und da muss man dann einfach generell nur mal aufpassen bei der Gefahr, weil wir vorher das Thema angesprochen haben. Die Gefahr von ETFs kann natürlich sein, dass es eine gewisse Kettenreaktion auch auslöst. So wie jetzt Investoren in den Markt gegangen sind, ohne dass sie das einzelne Unternehmen bewertet haben, sondern einfach nur, weil sie es gekauft haben, weil es der Index drinnen hat. Wie ich vorher gesagt habe, es wird nicht mehr geschaut, machst du Gewinne, hast du ein gutes Geschäftsmodell, bist du für die Zukunft gerüstet, sondern es wird nur mehr investiert, weil es im Index drinnen ist. Und wenn es das regulativ nicht gibt, die aktiv gemenschten Fonds, dann kann es hier zu sehr großen Ungleichgewichten kommen oder Fehlentwicklungen kommen. Und wenn dann irgendwer draufkommt, dass ich das korrigieren kann, dann hat der natürlich, der zu Beginn draufkommt, in der Korrektur die größten Gewinnchancen. und derjenige, der am spätesten draufkommt, zahlt dann die Zeche, wie man so schön sagt.

Verstehe. Also ist gut, wenn man statt aktiv ETF wäre die Empfehlung oder statt aktivn ETF, wenn man aktiv eingreifen will, vielleicht Clean Shares beimischen zu den passive ETF, ist das die Empfehlung?

Absolut, weil dann habe ich dieses, die sind manövrierfähiger, man muss ja sowas schon aktivr, also ein aktiv gemanagter Einzelfonds, der hat vielleicht 30, 40 Titeln, der ist viel flexibler, der kann auf einzelne Situationen viel schneller reagieren. Wenn er es gut macht, dann bringt es auch was. Zudem bezahle ich ihn ja. Und ein aktiv gemanagter Indexfonds hat diese Reaktionsmöglichkeit nicht. Weil wenn der bestimmt hat, wenn ich wieder bei dem Bild von vorher bleibe, ich habe Technologie, Amerika, große Unternehmen, dann habe ich Apple und Meta beides drinnen. Und wenn ich wieder bei dem Beispiel bleibe, Apple entwickelt sich gut, Meta entwickelt sich schlecht. Der kann gar nicht raus. Kann er nicht, weil er im System gefangen ist. Und ein aktiv gemanagter Fondsmanager kann das sehr wohl. Und deswegen zeigen unsere Daten die Mischung, wenn passiv, dann in wirklich passive ETFs oder Indexfonds, wenn aktiv, dann lieber Clean Shares als aktiv ETFs.

Und diese Clean Shares würden ja der gesamten Gesellschaft was bringen, sind aber relativ unbekannt noch, oder?

Absolut. Thema der Finanzindustrie. Das heißt, die Finanzindustrie lebt von Provisionen, die Marktprovisionen. Jedes Honorar, alle Kosten, die sie transparent darlegen muss, ist nicht so beliebt. Und für die Gesellschaft ist es aber wesentlich besser, wenn man hier Transparenz hat. Und das ist ein Riesen-Pluspunkt, der immer bei den ETFs bleibt. Mit den ETFs ist die Transparenz gekommen. Und Clean Shares haben dieselbe Transparenz und das ist für die Gesellschaft gut.

Also das kommt noch, glaubst du. Apropos Gesellschaft, wir haben ja immer ein gesellschaftliches Thema. Wie ist das gesellschaftlich mit diesem ganzen ETF? Es ist ja immer mehr ETF. Jeder hat einen, weil ich zuerst diese Verwechslung hatte. Es gibt ja auch immer mehr ETF. Deswegen dachte ich zuerst, es sind so viele ETF. Wie wirkt sich das gesellschaftlich aus?

Ja, die Finanzindustrie reitet das Pferd, bis es nicht mehr kann. Und wenn die Nachfrage da ist, dann wird natürlich angeboten, angeboten, angeboten. Und die Gesellschaft sollte im Prinzip einfach darauf schauen, dass sie nicht ständig hinten, also dass sie nicht jedes Modethema aufgreift, sondern auch besonnen strategisch investiert. Nicht blind irgendwo hinterherlaufen, sondern strategische Investmentansätze gestalten, die man dann auch durchzieht.

Und es gibt ja immer mehr ETF, oder?

Genau. Also die Finanzindustrie entwickelt ja ständig irgendwas, wo ETF draufsteht. Da muss man einfach sehr aufpassen, dass nicht überall das drinnen ist, was man vielleicht liest. Gelesen hat man vielleicht, passiv investieren ist gut mit einem passive ETF. Das ist gut. Aber da gibt es so viele ETFs, wo ETF draufsteht, aber wo eigentlich ganz was anderes drinnen ist. Und davor sollte man sich schützen und aufpassen.

Super. Tipp für die Community. Wir haben eine Frage aus der Community. Finfluencer sagen, ich solle ETF kaufen. Logisch, sagen wir auch. Aber die Beraterin meiner Hausbank meint, ich solle lieber deren Fonds kaufen. Was ist besser?

Naja, genau. Da haben wir bei dem typischen Interessenskonflikt. Die Hausbank will natürlich hauseigene Fonds verkaufen, ist ganz klar. Da verdienen sie auch am meisten damit. Die aktiv gemanagten Fonds sind vollgestopft mit Provisionen, auch berechtigt oder nachvollziehbar, dass die Empfehlung von der Seite kommt. Und von Influencern hört man einfach das ETF-Thema, weil die Gesellschaft darauf reagiert. Und wie wir schon gesagt haben, beides ist gut, aber nicht im Prinzip diese zwei Sachen, sondern passives Investieren ist gut mit ETFs, passt. Aber wenn man ins aktiv geht, dann bitte nicht unbedingt den erstbesten Fonds der Hausbank, sondern wirklich einen qualitativ hochwertigen nehmen und auf die Kosten schauen.

Das ist ein guter Tipp. Fehlt eigentlich nur noch der praktische Tipp der Woche.

Der ist in der Woche einfach, Michael. Wenn passiv, dann passiv. Und wenn aktiv, dann ist ein Fondsmanager flexibel als ein aktivr ETF.

Und wenn du aktiv werden willst? Dann schreib uns in die Kommentare, ob dir die Folge gefallen hat. Neue Themenwünsche für Folgen. Und lass uns ein Like da. Abonnier den Kanal. Das war die Folge für diese Woche. Du weißt jetzt bei ETF, worauf du schauen musst und das nicht alles super ist, was ETF ist. Nicht jeder ETF glänzt golden. Ja, und wir freuen uns, wenn du nächste Woche wieder dabei bist. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal. Ciao, Baba.

Servus.

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