Investieren in Zukunftsbranchen

Michael Spacil
Autor: Michael Spacil
Aktualisiert am 4. April 2025
Zukunftsbranchen sind nicht immer die besten Geldanlage, denn sie neigen zu Überwertung und haben historisch auch starke Crashs gesehen. Die Finanzwissenschaft kann dies durch Zahlen wunderbar belegen und selbst Newton kannte dieses Problem. Doch was kannst du tun?

Zukunftsbranchen sind nicht die besten Investments

fynup wall street cheat sheet
Die Psychologie von Marktzyklen

Es klingt eigentlich logisch: Eine Branche wächst stark, Unternehmen in diesem Bereich erzielen Rekordgewinne und alle reden von der „Goldenen Zukunft“. Doch genau hier zeigt die Finanzwissenschaft ein unerwartetes Muster: Branchen mit der besten historischen Performance fallen in den kommenden Jahren häufig zurück.

Eine Studie von Eugene Fama und Kenneth French (1992) zeigte, dass Aktien, die in der Vergangenheit eine besonders hohe Wertentwicklung aufwiesen, in den folgenden Jahren oft unterdurchschnittlich abschnitten. Dies wird als Mean Reversion oder Rückkehr zum Durchschnitt bezeichnet. Dahinter steckt eine einfache Marktmechanik.

Überbewertung durch hohe Erwartungen

Anleger überschätzen häufig die Wachstumschancen einer boomenden Branche. Sie investieren in der Annahme, dass das außergewöhnliche Wachstum ewig anhält. Dadurch steigen die Aktienkurse weiter an – unabhängig davon, ob die Gewinne mitziehen oder nicht.

Konkurrenzdruck und Sättigung

Je lukrativer eine Branche erscheint, desto mehr Unternehmen drängen in den Markt. Das führt zu starkem Wettbewerb, sinkenden Margen und letztlich niedrigeren Renditen für Investoren.

Regulierungen und Markteinflüsse

Staaten und Behörden greifen oft ein, wenn Branchen zu dominant werden. Man denke nur an die Tech-Branche, in der große Player wie Google und Meta zunehmend mit Regulierungen zu kämpfen haben.

Die Dotcom-Blase: Euphorie und Absturz

Wie im Lehrbuch: Ein klassisches Beispiel für die Überbewertung einer Zukunftsbranche ist die Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende. Ende der 1990er-Jahre boomte der Internet-Sektor. Firmen wie Cisco, Yahoo und Amazon schossen in die Höhe, oft ohne echte Gewinne zu erwirtschaften. Die Euphorie war grenzenlos:

  • Unternehmen wurden nach „Visits“ und „Potenzial“ bewertet, nicht nach soliden Erträgen.
  • Die Medien schürten den Hype: „Das Internet wird die Welt revolutionieren – also investiere jetzt!“
  • Privatanleger kauften massenhaft Aktien, getrieben von der Angst, die nächste große Chance zu verpassen.

Was folgte, war der Zusammenbruch: Von 2000 bis 2002 verlor der NASDAQ Composite Index über 75 % seines Wertes. Viele einst gefeierte Unternehmen verschwanden komplett. Wer in den Boomjahren auf „Winning Industries“ gesetzt hatte, verlor oft große Teile seines Investments.

Empirische Daten: Welche Branchen gewinnen?

fynup sir isaac newton 1
Sir Isaac Newton
„I can calculate the motion of heavenly bodies but not the madness of people.“ – Sir Isaac Newton.

Das Zitat des größten Wissenschaftlers aller Zeiten zeigt, wie stark das Anlegerverhalten die Bewertung und damit auch künftige Rendite von Investments beeinflusst. Demnach muss ein Blick in die Vergangenheit geworfen werden.

Ein Blick auf die langfristigen Daten verdeutlicht, dass die vermeintlichen Zukunftsbranchen oft enttäuschen. Eine Studie von Dimson, Marsh und Staunton (2018) analysierte, wie sich verschiedene Branchen über mehr als 100 Jahre entwickelt haben.

Die Erkenntnis:

  • Die besten Branchen eines Jahrzehnts schneiden im darauffolgenden Jahrzehnt oft schlechter ab.
  • Branchen mit starker Outperformance werden langfristig von neuen Gewinnern abgelöst.


Einige Beispiele:

  • In den 1970er-Jahren dominierte die Energiebranche – doch ab den 1980ern stagnierte sie.
  • In den 1980ern boomte die Pharmabranche, aber viele Unternehmen verloren in den 2000ern Marktanteile.
  • Die Tech-Branche war in den 2010ern der klare Gewinner – doch wer garantiert, dass sie in den 2030ern nicht von anderen Sektoren überholt wird?

Der Grund für diese Zyklen ist simpel: Innovation und Marktdynamik sorgen dafür, dass die Karten immer wieder neu gemischt werden.


Der Fall Nokia: Vom Marktführer zum Verlierer

fynup der fall nokia 1
Einst eine scheinbar sichere Bank

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für den Trugschluss der „Winning Industries“ ist Nokia. In den 1990ern und frühen 2000ern war das finnische Unternehmen der unangefochtene Marktführer im Mobilfunksegment. Analysten, Investoren und Konsumenten waren sich sicher: Handys sind die Zukunft – und Nokia wird für immer an der Spitze bleiben.

Doch dann kam die Realität:

  • Apple brachte 2007 das iPhone auf den Markt – Nokia unterschätzte die Bedeutung von Smartphones.
  • Android revolutionierte das Betriebssystem – Nokia hielt zu lange an eigenen Systemen fest.
  • Die einstige Boom-Branche „Handyhersteller“ wurde zur gesättigten, hart umkämpften Industrie.

Das Resultat: Von einem Börsenwert von über 200 Milliarden Dollar fiel Nokia auf unter 15 Milliarden. Wer damals dachte, dass er in die „sichere Zukunftsbranche“ investiert, musste schmerzhaft lernen, dass der Markt unberechenbar ist. (Ähnlich einschneidend war der Werdegang von Apple nach Steve Jobs.)


Strategien für bessere Investments

Es gibt jedoch ein paar Punkte, die du beachten kannst, damit du nicht dem nächsten großen Hype aufsitzt. Hier die vier wichtigsten Tipps für ein besseres Investment:

1. Diversifikation statt Wetten auf Gewinnerbranchen

Anstatt dein gesamtes Kapital in den „nächsten großen Trend“ zu investieren, solltest du breit diversifiziert anlegen. ETFs auf den Gesamtmarkt (z. B. MSCI World + MSCI EM) sind langfristig oft die sicherere Wahl – gerade auch für deine Geldanlage in Österreich, wo du auf eine solide Depotbasis setzen kannst.

2. Value-Strategie und Größe berücksichtigen

Der Nobelpreisträger Eugene Fama zeigte, dass Unternehmen mit niedriger Bewertung (Low Price-to-Book Ratio) langfristig oft besser abschneiden als gehypte Wachstumsunternehmen. Für langfristiges Investieren in Österreich empfiehlt es sich daher, nicht nur auf Hype-Aktien zu setzen, sondern auch auf solide Value-Werte.

3. Nicht von Medienhypes blenden lassen

Wenn eine Branche in den Medien überpräsent ist und jeder davon spricht, ist das oft ein schlechtes Zeichen. Historische Daten zeigen: Die besten Investments sind oft die, über die niemand spricht. Das gilt genauso für Investieren in Zukunftsbranchen wie für traditionelle Sektoren.

4. Langfristig denken

Statt in die heißesten Sektoren des letzten Jahres zu investieren, macht es mehr Sinn, Unternehmen mit stabilen Fundamentaldaten und bewährten Geschäftsmodellen auszuwählen. Gerade beim langfristigen Investieren in Österreich lohnt sich ein kühler Kopf: Gute Zeiten an der Börse kommen und gehen – deine Strategie sollte bleiben.

Fazit: Worauf du in Österreich achten solltest

Die Finanzmärkte sind zyklisch – was heute boomt, kann morgen stagnieren. Die Annahme, dass „Winning Industries“ auch in der Zukunft die besten Renditen liefern, ist einer der gefährlichsten Irrtümer beim Investieren. Wissenschaftliche Studien, historische Daten und zahlreiche Beispiele zeigen, dass überhypte Sektoren oft enttäuschen.

Die beste Strategie ist es, nicht blind dem Trend zu folgen, sondern breit diversifiziert zu investieren, Bewertungen kritisch zu hinterfragen und langfristig zu denken. Gerade wer in Österreich nach soliden Möglichkeiten für den Vermögensaufbau sucht, sollte auf langfristige Strategien und breite Streuung setzen.

Also: Bevor du in die „nächste große Sache“ investierst – frag dich, ob du vielleicht gerade einem klassischen Investment-Irrtum aufsitzt. Investieren in Zukunftsbranchen kann sinnvoll sein, wenn du dir der Risiken bewusst bist und dein Depot gleichzeitig diversifizierst. Damit steht deinem langfristigen Investieren in Österreich nichts mehr im Wege.

Informationen in diesem Artikel sind allgemein und nicht als Beratung oder Empfehlung zu verstehen. Trotz größter Sorgfalt können wir keine Gewähr für die Eignung, Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verfügbarkeit der unverbindlich zur Verfügung gestellten Informationen übernehmen. Eine Haftung der fynup GmbH ist daher in jedem Fall ausgeschlossen. Performanceergebnisse der Vergangenheit, Berechnungen und Aussagen über Gewinn und Rendite basieren auf Annahmen und lassen keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Jede Veranlagung bringt hohe Verlustrisiken – bis hin zum Totalverlust - mit sich. Es gelten alle Haftungsbegrenzungen der Funktionsbeschreibung.
Michael Spacil

Autor: Michael Spacil

Co‐Founder & Marketing
Mehr über Michael

Konsumentenschutz kooperiert mit fynup

In gemeinsamen Studien, Fachartikeln und Webinaren sorgen wir für Finanzbildung und Transparenz

Verein für Konsumenteninformation

Unsere Philosophie fußt auf unabhängiger Analyse und rechtlicher Durchsetzung – vom anonymen Vertragstest bis hin zu Musterprozessen. Durch die Zusammenarbeit mit fynup stärken wir diese Mission und sorgen dafür, dass Finanzdienstleistungen wirklich konsumfreundlich sind.

Experte Finanzdienstleistungen (VKI)

Arbeiterkammer Wien

Als Konsumentenschützer der AK Wien setze ich mich dafür ein, dass komplexe Finanzprodukte transparent und vergleichbar werden. Ein Beitrag dazu ist die gemeinsame Studie der AK-Wien und fynup „Provisionen vs. Honorare im Finanzvertrieb im Vergleich“.

Konsumentenschützer Finanzdienstleistungen (Banken, Versicherungen), AK Wien

Verbraucherschutz-Verein

Für mich als Obfrau ist klar: Lebensversicherungen mit verdeckten Provisionen sind keine faire Altersvorsorge – gemeinsam mit Partnern wie fynup zeigen wir einfache Honorarberatungslösungen, die ehrlich und nachvollziehbar sind.

Obfrau Verbraucherschutzverein Österreich (VSV)

Unsere Kund*innen sind begeistert

Unsere Kompetenz im Rampenlicht