Was du von einem Berater erwarten kannst – und wo Interessenkonflikte liegen

Marcel Unterlerchner
Autor: Marcel Unterlerchner
Aktualisiert am 24. Februar 2025
Finanzberater arbeiten meist auf Provisionsbasis, was oft zu Interessenkonflikten führt, dem Prinzipal-Agent-Problem. Statt das beste Produkt für Kundinnen und Kunden auszuwählen, könnten Berater Produkte bevorzugen, die ihre eigene Vergütung maximieren. So kannst du dich davor schützen.

Kannst du deinem Finanzberater wirklich vertrauen?

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Berechtigte Zweifel durch Interessenkonflikte

Ein Thema, das viele von uns betrifft, aber nur selten offen diskutiert wird: Finanzberatung in Österreich. Hast du dich jemals gefragt, ob dein Berater wirklich in deinem Interesse handelt – oder ob er vor allem Produkte empfiehlt, bei denen er selbst am meisten profitiert?

Genau hier liegt eines der größten Probleme in der Finanzwelt: das sogenannte Prinzipal-Agent-Problem. Es beschreibt den Interessenkonflikt zwischen dir als Kundin oder Kunde (Prinzipal) und deinem Berater (Agent).

  • Annahme: Der Berater sollte eigentlich in deinem besten Interesse handeln.
  • Problem: Wenn er für bestimmte Produkte Provisionen erhält, könnte er versucht sein, eher das lukrativste Produkt für sich selbst als das beste Produkt für dich zu empfehlen.

Klingt problematisch? Ist es auch! In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie du erkennst, ob dein Berater in deinem Interesse handelt.
  • Warum Provisionsberatung kritisch sein kann.
  • Welche Alternativen es gibt und worauf du bei einer guten, unabhängigen Finanzberatung in Österreich achten solltest.

Denn ein unabhängiger Ansatz legt den Fokus auf persönliche Ziele, Risikobereitschaft und transparente Gebühren. Eine breit diversifizierte Asset Allocation und langfristige Strategien sind meist der Schlüssel zu höheren Renditen. Transparenz und Kosteneffizienz sollten dabei stets im Vordergrund stehen.

Viele Berater können nicht unabhängig sein

In Österreich sind viele Berater Angestellte bei Banken oder Versicherungen, bzw. als Agenten für einen bestimmten Konzern tätig, können also nur die eingeschränkte Produktauswahl der jeweiligen Konzerne anbieten.

Die allermeisten Freien Berater verdienen ihr Geld über Bestands- und Vermittlungsprovisionen von Finanzprodukten. Nur ein verschwindend geringer Anteil arbeitet auf Honorarbasis.

Globaler Vergleich der Beratungskultur

Das Prinzipal-Agent-Problem manifestiert sich nicht überall gleich stark. In manchen Ländern sind Provisionsmodelle üblich, in anderen sind sie stark reglementiert:

  • Österreich und Deutschland: Nach wie vor dominiert die Provisionsberatung.
  • Großbritannien: Die „Retail Distribution Review“ (RDR) hat 2013 die Provisionsberatung stark eingeschränkt.
  • USA: Strengere Regeln für unabhängige Finanzberater (Fiduciary Duty)


Wissenschaftliche Untersuchungen (OECD) zeigen klar: in Ländern mit niedriger finanzieller Bildung ist die Abhängigkeit von Beratern größer, selbst, wenn diese nicht unabhängig sind. In Ländern mit mehr Transparenz und finanzieller Bildung bevorzugen Anleger:innen klar die unabhängige Beratung.

Warum sind Provisionen problematisch?

Provisionen setzen einen finanziellen Anreiz für den Berater, ein Produkt zu verkaufen – nur ein Abschluss sichert eine Entlohnung.

Oft ist das nicht das beste Produkt für den Anlegenden, den Kund:innen erhalten oft komplexe, intransparente und teurere Produkte. Durch die höheren Kosten sinkt natürlich langfristig die Nettorendite, die bei Kunden ankommt.

Transparenz wirkt sich positiv aus

Ein gutes Beispiel ist Großbritannien, wo seit der Einführung der RDR Berater ihre Vergütung offenlegen müssen.

Seit dem entscheiden sich Anleger zunehmend bewusst für günstige, transparente Produkte wie ETFs. Mehr Transparenz führt zu einer klar besseren Vermögensaufbau-Strategie bei Privatanlegern.

Wie erkennst du eine gute Finanzberatung in Österreich?

Gute Finanzberatung bedeutet nicht, einfach Produkte zu verkaufen, sondern dich bei deinen finanziellen Zielen zu unterstützen. Dazu gehören:

  • Zielsetzung: Was möchtest du langfristig erreichen (z. B. Altersvorsorge, Immobilienkauf, etc.)?
  • Asset Allocation: Welche Mischung aus Aktien, Anleihen und anderen Anlageklassen passt zu deinem Risikoprofil?
  • Kostenbewusstsein: Niedrige Gebühren erhöhen deine Rendite langfristig.
  • Steueroptimierung: Wo kannst du in Österreich legal deine Steuerlast minimieren?
  • Konflikt: Schlechte Beratung erkennt man an der Herangehensweise. Beginnt die Beratung mit der Produktwahl oder deinen Zielen?
  • Viele Berater fragen nur dein Budget ab und empfehlen direkt eine Versicherung, ein Fondsprodukt oder einen Sparplan, das sie selbst am meisten entlohnt.

Darauf solltest du achten:

Ziele und Risikoprofil: Dein Berater sollte zuerst deine Ziele, Risikobereitschaft und deinen Anlagehorizont klären.

Unabhängigkeit und Transparenz: Frag nach dem Vergütungsmodell. Bezahlst du per Provision oder Honorar?

Faktenbasierte Empfehlungen: Eine gute Beratung legt Studien, Vergleiche und transparente Gebührenstrukturen offen.


Das entscheidet wirklich über deine Rendite

Die Wahl der Anlageklasse (Asset Allocation) ist wichtiger, als das perfekte Produkt. Laut Studien wie „No Portfolio is an Island“ (2015) ist die Asset Allocation sogar der wichtigste Faktor für deinen langfristigen Anlageerfolg. Neben deinem eigentlichen Investment-Portfolio spielen auch andere Vermögenswerte eine Rolle:

  • Deine berufliche Karriere (Humankapital)
  • Immobilienbesitz
  • Zukünftige Einkommensströme (z. B. Mieteinnahmen, Pensionsansprüche)


Österreicher:innen investieren oft zu konservativ oder zu aggressiv: Bei den meisten liegt fast alles auf Sparbüchern oder steckt in Lebensversicherungen mit mit minimalen Renditen.

Viele andere gehen riskant „All-in“ und setzen alles auf bestimmte Tech-Aktien oder Kryptowährungen. Diese beiden Extreme können langfristig unter-durchschnittliche Ergebnisse bringen.

Lösung ist die ausgewogene Asset Allocation

  • Diversifikation: Verteile dein Kapital auf verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Immobilien, Cash, etc.).
  • Risikobewusstsein: Finde die Balance zwischen Sicherheit und Wachstum.
  • Langfristig denken: Lass dich nicht von kurzfristigen Marktbewegungen verunsichern.

Fazit: So triffst du bessere finanzielle Entscheidungen

  1. Sei dir bewusst, dass nicht alle Finanzberater unabhängig sind. Gerade in Österreich dominiert noch die Provisionsberatung.
  2. Kenne die Auswirkungen von Gebühren und Interessenkonflikten auf deine Rendite. Schon ein paar Prozentpunkte Gebührenunterschied summieren sich über Jahrzehnte zu einer enormen Summe.
  3. Setze auf Transparenz, Diversifikation und wissenschaftlich fundierte Strategien. Eine solide Honorarberatung oder ein unabhängiger Finanzcoach kann dich langfristig weiterbringen als reine Produktverkäufer.



Am Ende zählt nicht das perfekte Produkt, sondern die richtige Strategie für deine Ziele. Lass dich nicht von kurzfristigen Trends oder undurchsichtigen Provisionsmodellen leiten – investiere langfristig, strukturiert und mit einem kühlen Kopf.


Informationen in diesem Artikel sind allgemein und nicht als Beratung oder Empfehlung zu verstehen. Trotz größter Sorgfalt können wir keine Gewähr für die Eignung, Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verfügbarkeit der unverbindlich zur Verfügung gestellten Informationen übernehmen. Eine Haftung der fynup GmbH ist daher in jedem Fall ausgeschlossen. Performanceergebnisse der Vergangenheit, Berechnungen und Aussagen über Gewinn und Rendite basieren auf Annahmen und lassen keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Jede Veranlagung bringt hohe Verlustrisiken – bis hin zum Totalverlust - mit sich. Es gelten alle Haftungsbegrenzungen der Funktionsbeschreibung.

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